
Das EU-Bio-Siegel, auch bekannt als „Green Leaf“, ist ein wichtiges Zeichen für Verbraucher, die nachhaltige und biologische Produkte kaufen möchten. Eine aktuelle Untersuchung von Wissenschaftlern der Universitäten Bonn, Newcastle und Corvinus hat gezeigt, dass durch einfache Änderungen am Design des Siegels die Wahrnehmung und das Vertrauen der Käufer in diese Produkte erheblich gesteigert werden können. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie solche Modifikationen die Kaufentscheidungen der Verbraucher beeinflussen können.
Das Bio-Siegel wurde im Jahr 2010 eingeführt, um einen einheitlichen europäischen Markt für zertifizierte Bioprodukte zu fördern. Trotz seiner verpflichtenden Verwendung in der EU weiß jedoch nur etwa die Hälfte der europäischen Bevölkerung, was dieses Siegel bedeutet. Eine Umfrage aus dem Jahr 2024 ergab, dass nur 56 Prozent der Befragten das EU-Bio-Label kannten, während nur 45 Prozent wussten, dass es die Einhaltung spezifischer Bio-Richtlinien garantiert. Dies zeigt, dass es an der Zeit ist, das Design und die Kommunikation des Siegels zu überdenken, um den Verbrauchern mehr Sicherheit und Klarheit zu bieten.
Die Forscher führten zwei separate Studien durch. In der ersten Studie, die in sieben EU-Ländern durchgeführt wurde, untersuchten sie, ob kleine Designänderungen am EU-Bio-Siegel die Klarheit und das Vertrauen der Verbraucher erhöhen könnten. Dabei wurden verschiedene Varianten des Siegels getestet, bei denen dem traditionellen Logo die Begriffe „BIO“ oder „ECO“ hinzugefügt wurden. Eine zusätzliche Variante beinhaltete die Angabe „EU-zertifiziert“. Insgesamt nahmen 9500 Personen an dieser Untersuchung teil. Die Ergebnisse zeigten, dass die modifizierten Siegel im Vergleich zum ursprünglichen Design als klarer, verständlicher und vertrauenswürdiger wahrgenommen wurden.
Eine interessante Entdeckung war, dass der Zusatz „EU-zertifiziert“ keinen signifikanten zusätzlichen Effekt auf die Wahrnehmung hatte. Dies deutet darauf hin, dass das ursprüngliche Design des Siegels nicht ausreichend kommuniziert, dass es sich um ein Bio-Label handelt. Die Forscher fanden heraus, dass fast 90 Prozent der Probanden die mit „BIO“ oder „ECO“ versehenen Logos eindeutig als Bioprodukte identifizierten, während das ursprüngliche EU-Logo nur von weniger als 70 Prozent korrekt zugeordnet wurde.
In einer zweiten Studie mit etwa 500 Teilnehmern aus Deutschland wurde genauer untersucht, welche Faktoren die Wahrnehmung der modifizierten Labels beeinflussten. Die Teilnehmer wurden zu ihrer Unsicherheit, ihrem Vertrauen und ihrem Kaufverhalten befragt. Die Ergebnisse bestätigten, dass die Klarheit des Signals durch die Designänderungen erheblich verbessert wurde. Dies führte zu einem Rückgang der Unsicherheit und einem Anstieg des Vertrauens in die Produkte. Auch wenn kein direkter Zusammenhang zwischen den Modifikationen und der Kaufabsicht festgestellt werden konnte, deuteten die Ergebnisse auf einen indirekten positiven Einfluss durch das gestiegene Vertrauen und die verringerte Unsicherheit hin.
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass es für Labels, die nachhaltige Produkte kennzeichnen, entscheidend ist, verständlich und ansprechend gestaltet zu sein. Wenn Verbraucher die Informationen auf den Etiketten nicht klar erkennen können, ist es sinnvoll, das Design zu optimieren. Dies könnte eine kostengünstige und effektive Möglichkeit sein, um nachhaltiges Kaufverhalten zu fördern und das Bewusstsein für biologische Produkte zu schärfen.
Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass es notwendig ist, die Gestaltung von Nachhaltigkeitslabels zu überdenken, um sicherzustellen, dass sie den Verbrauchern die Informationen liefern, die sie benötigen, um informierte Entscheidungen zu treffen. Die Forschungsarbeiten wurden durch das Horizon 2020-Programm der Europäischen Union gefördert und bieten wertvolle Einblicke in die Verbesserung der Wahrnehmung von Bio-Produkten in Europa.