Frühzeitige menschliche Einflüsse auf die Bodenerosion im Anthropozän**

Frühzeitige menschliche Einflüsse auf die Bodenerosion im Anthropozän**

Ein internationales Forschungsteam hat herausgefunden, dass der Einfluss des Menschen auf die Bodenerosion bereits vor etwa 3.500 Jahren begann, was die bisherigen Annahmen über den Beginn des Anthropozäns erheblich verändert. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Studie, die unter der Leitung von Dr. Yanming Ruan am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht und basieren auf der Analyse eines Sedimentkerns, der 2005 im indischen Ozean vor der Küste Ost-Javas (Indonesien) entnommen wurde.

Der Sedimentkern enthält wertvolle Informationen über die Geschichte der Bodenerosion in der Region, die über Jahrtausende hinweg erhalten geblieben sind. Die Wissenschaftler untersuchten Sedimente, die bis zu 5.000 Jahre alt sind, und konnten damit Veränderungen in der Bodenerosion nachvollziehen. Diese Veränderungen wurden anhand molekularer Marker für Bodenerosion sowie durch die Analyse von Feuerereignissen ermittelt. Die Forscher haben die Ergebnisse mit Rekonstruktionen von Vegetation und klimatischen Bedingungen in der Region verglichen.

Die Studie zeigt, dass die menschliche Landwirtschaft in dieser Region viel früher begann, als bislang angenommen. Bereits vor 3.500 Jahren begannen die Menschen, das Land systematisch zu bewirtschaften. Dies geschah ohne signifikante Veränderungen in der Vegetation oder den klimatischen Bedingungen, was durch einen Anstieg der Feuermarker belegt wird. Diese Marker deuten auf Brandrodung hin, eine Praxis, die häufig verwendet wurde, um Land für die Landwirtschaft urbar zu machen. Dr. Ruan erklärt, dass solche frühen landwirtschaftlichen Praktiken wahrscheinlich die Böden anfälliger für Erosion gemacht haben, was einen klaren Hinweis auf den menschlichen Einfluss auf die Natur darstellt – und zwar weit früher, als Wissenschaftler bisher vermutet hatten.

Dr. Enno Schefuß vom MARUM hebt hervor, dass es für das Verständnis des menschlichen Einflusses auf Klima und Umwelt wichtig ist, die gegenwärtige Situation mit einer unberührten Periode zu vergleichen. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass wir die Anfänge des Anthropozäns deutlich weiter zurückverfolgen müssen. Dies spricht von der „tiefen Wurzel des Anthropozäns“, einer Ära, in der der Mensch begann, die natürliche Umwelt und das Klima nachhaltig zu beeinflussen.

Die Daten der Studie zeigen zudem, dass die intensive Landwirtschaft in den letzten 500 Jahren zu einem signifikanten Anstieg der Bodenerosion geführt hat, verstärkt durch heftige Monsunregenfälle. Angesichts des Klimawandels kann zukünftig mit intensiveren Niederschlägen in Indonesien gerechnet werden, was die Erosionsraten weiter erhöhen könnte. Die Forscher warnen, dass dies erhebliche Risiken für die natürlichen Ressourcen der Region mit sich bringt.

Das MARUM ist bestrebt, grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle des Ozeans und des Meeresbodens im globalen Erdsystem zu gewinnen. Die Wechselwirkungen zwischen geologischen, physikalischen, biologischen und chemischen Prozessen beeinflussen das gesamte Erdsystem, einschließlich des Klimas und des globalen Kohlenstoffkreislaufs. Die Forschung am MARUM ist darauf ausgerichtet, der Gesellschaft wertvolle Informationen über die Meeresumwelt bereitzustellen und zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen beizutragen.

Durch die Veröffentlichung von qualitätsgeprüften wissenschaftlichen Daten und den Dialog mit der Gesellschaft strebt das MARUM an, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen zu schaffen, die sich aus der menschlichen Aktivität ergeben. Diese Erkenntnisse sind entscheidend, um die Auswirkungen der Landwirtschaft und anderer menschlicher Einflüsse auf die Umwelt besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen zu entwickeln.