
Die Abholzung im Amazonasgebiet hat sich als eine wesentliche Ursache für den Rückgang der Niederschläge in dieser einzigartigen Ökoregion erwiesen. Eine aktuelle Studie, die über einen Zeitraum von 35 Jahren durchgeführt wurde, hat die Auswirkungen der lokalen Abholzung und des globalen Klimawandels auf die Niederschlagsmuster im Amazonasregenwald präzise quantifiziert. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Entwicklung von Strategien zum Schutz des Regenwaldes und zur Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels.
Der Amazonas-Regenwald, der größte Regenwald der Welt, spielt eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem. Er beeinflusst nicht nur den Kohlenstoff- und Wasserkreislauf, sondern ist auch ein wichtiger Regulator des Klimas. In den letzten Jahrzehnten sind jedoch erhebliche Veränderungen in den hydrologischen Zyklen zu beobachten, die unter anderem zu einer Abnahme der Niederschläge führen. Bisherige Forschungen konnten zwar die allgemeinen Trends identifizieren, doch eine klare Trennung der Ursachen – also zwischen dem Einfluss des globalen Klimawandels und den lokalen Abholzungsaktivitäten – fehlte.
Die neue Studie, die im renommierten Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde, wurde von einem Team aus brasilianischen Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Chemie durchgeführt. Die Forscher analysierten umfassende Daten aus 29 Regionen des brasilianischen Amazonasgebiets, die während der letzten 35 Jahre mithilfe von Satelliten und atmosphärischen Messungen gesammelt wurden. Diese Daten erlaubten es, die Auswirkungen der Abholzung und des globalen Klimawandels getrennt zu betrachten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die lokale Abholzung für rund 75 Prozent des Rückgangs der Niederschläge während der Trockenzeit verantwortlich ist. Seit 1985 ist die Niederschlagsmenge in dieser kritischen Periode um etwa 21 Millimeter gesunken. Dies bedeutet, dass die Abholzung nicht nur eine zusätzliche Belastung für die Vegetation darstellt, sondern auch die gesamte ökologische Stabilität des Amazonas gefährdet. Laut Luiz Machado, einem Klimaforscher der Universität São Paulo, können bereits kleine Veränderungen in der Abholzung während der Trockenzeit massive Auswirkungen auf das Ökosystem haben.
Zusätzlich zur Abnahme der Niederschläge ist die Abholzung auch für einen signifikanten Teil des Temperaturanstiegs im Amazonas verantwortlich. Die Studie zeigt, dass etwa 16 Prozent des Temperaturanstiegs von durchschnittlich 2 Grad Celsius auf die Abholzung zurückzuführen sind, während der Großteil von 84 Prozent auf den globalen Klimawandel entfällt. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, die Ursachen des Klimawandels und der Abholzung getrennt zu betrachten, um effektive Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
Die Forscher betonen, dass die Reaktion des Klimas im Amazonasgebiet auf Abholzung nicht linear ist. Die gravierendsten klimatischen Veränderungen treten in der frühen Phase der Abholzung auf, insbesondere wenn 10 bis 40 Prozent des Waldes verloren gehen. Diese Erkenntnis ist von großer Bedeutung, da sie darauf hinweist, dass bereits geringe Abholzungsraten erhebliche Auswirkungen auf das Klima haben können.
Die Studie warnt zudem, dass der Amazonas sich derzeit in einem kritischen Transformationsprozess befindet, der durch häufige Extremwetterereignisse, wie die Dürre im Jahr 2023, weiter verstärkt wird. Die Prognosen deuten darauf hin, dass bei anhaltender Abholzung die Temperaturen bis 2035 um weitere 0,6 Grad Celsius steigen könnten, während die Niederschläge in der Trockenzeit um weitere sieben Millimeter abnehmen dürften. Dies wird den Druck auf das Ökosystem weiter erhöhen und könnte dramatische Folgen für die biologische Vielfalt und die Lebensräume im Amazonas-Regenwald haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Abholzung im Amazonasgebiet nicht nur ein lokales Problem ist, sondern weitreichende globale Konsequenzen hat. Die Studie unterstreicht die Dringlichkeit, Maßnahmen zur Reduzierung der Abholzung zu ergreifen und den Klimaschutz ernst zu nehmen, um die Resilienz des Amazonas und damit des globalen Klimas zu sichern.