Notwendigkeit einer ganzheitlichen Strategie zur Förderung der Artenvielfalt in Agrarlandschaften**

Notwendigkeit einer ganzheitlichen Strategie zur Förderung der Artenvielfalt in Agrarlandschaften**

Die Biodiversität in der Landwirtschaft ist ein zentrales Thema, das zunehmend in den Fokus rückt. Die Forschung zeigt, dass es für eine nachhaltige Entwicklung und den Erhalt der Artenvielfalt weit mehr braucht als nur einfache Maßnahmen wie die Anpflanzung von Blühstreifen. Diese beliebten und schnell umsetzbaren Agrarumweltmaßnahmen ziehen zwar nützliche Insekten wie Schmetterlinge und Wildbienen an und verbessern das Landschaftsbild, doch sie allein genügen nicht, um die strukturelle Vielfalt der Agrarlandschaft zu gewährleisten und den Rückgang der Arten zu stoppen.

Wissenschaftler der Georg-August-Universität Göttingen haben in der Fachzeitschrift Biological Conservation umfassende Erkenntnisse darüber veröffentlicht, wie Agrarlandschaften gestaltet werden sollten, um eine Vielzahl von Arten zu fördern und gleichzeitig soziale sowie ökologische Funktionen wie Erholung und Klimaschutz zu unterstützen. Der Hauptgrund für den dramatischen Rückgang der Biodiversität weltweit liegt in der landwirtschaftlichen Nutzung und Expansion. Um die Artenvielfalt in Agrarlandschaften zu erhöhen, ist es notwendig, Lebensräume außerhalb der Anbauflächen zu schaffen, die zusätzliche Ressourcen bieten.

In der Europäischen Union sind einjährige Blühstreifen eine verbreitete Praxis. Allerdings unterstützen diese nur eine eingeschränkte Palette an Pflanzen- und Tierarten. Um ein nachhaltiges und vielfältiges Ökosystem zu fördern, plädieren die Forscher für eine Vielzahl von Maßnahmen auf der Landschaftsebene. Dies bedeutet, dass unterschiedliche Lebensraumtypen geschaffen werden müssen, die eine Kombination aus Ackerflächen mit einer Vielfalt an Feldfrüchten, einjährigen und mehrjährigen Lebensräumen sowie Gewässern umfassen. Durch eine Verringerung der Ackerflächen können zudem Randstrukturen entstehen, die Tieren Nahrung, Nistplätze und Rückzugsräume bieten.

Eine solche Vielfalt an Lebensräumen ermöglicht es verschiedenen Arten, im Laufe des Jahres zwischen diesen zu wechseln, was die Überlebenschancen erhöht. Die Schaffung und Erhaltung einer Vielzahl von Lebensräumen und Lebensgemeinschaften ist essenziell, um das Risiko des Aussterbens zu minimieren und die Ökosystemleistungen zu fördern, wie beispielsweise die Bestäubung von Nutzpflanzen und die biologische Schädlingskontrolle.

Ein weiterer entscheidender Aspekt, den die Forscher hervorheben, ist die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit innerhalb der Landwirtschaft sowie mit anderen Akteuren. Die Förderung von biodiversitätsfreundlichen Agrarlandschaften erfordert die Kooperation aller beteiligten Interessensgruppen. Professor Dr. Teja Tscharntke, einer der Hauptautoren der Studie, betont die Bedeutung dieser Zusammenarbeit: „Wir benötigen eine stärkere Kooperation aller Interessensgruppen, um den Artenreichtum unserer Kulturlandschaften wiederherzustellen und nachhaltig zu erhalten.“

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderungen für die Biodiversität in der Landwirtschaft weitreichend sind und einfache Lösungen wie Blühstreifen nicht ausreichen. Um die Artenvielfalt effektiv zu fördern, müssen vielfältige Maßnahmen ergriffen werden, die auf einer umfassenden Gestaltung der Agrarlandschaften basieren. Nur durch eine integrative Herangehensweise, die unterschiedliche Lebensräume und eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Wissenschaftlern und anderen Stakeholdern umfasst, kann die Biodiversität in unseren Agrarlandschaften nachhaltig gesichert werden.

Die Wissenschaftler appellieren an die Entscheidungsträger und Landwirte, die Bedeutung einer vielfältigen Landschaftsstruktur zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Nur so kann ein langfristiger Schutz der Biodiversität in der Landwirtschaft gewährleistet werden und die wichtigen ökologischen Funktionen aufrechterhalten werden, die für das Überleben von Mensch und Natur unerlässlich sind.