Nachhaltigkeit durch Maßhalten: Neue Ansätze für Unternehmen**

Nachhaltigkeit durch Maßhalten: Neue Ansätze für Unternehmen**

In der heutigen Zeit beschäftigen sich immer mehr Unternehmen mit der Frage, wie sie ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger gestalten können. Anstatt sich ausschließlich auf Wachstum und Profitmaximierung zu konzentrieren, rücken Aspekte wie Regionalität, soziale Gerechtigkeit und ein bewusster Umgang mit Ressourcen in den Vordergrund. Trotz des wachsenden Interesses an diesen Suffizienzstrategien fehlt es bislang an umfassenden Informationen darüber, wie effektiv sie umgesetzt werden können und welche Hürden dabei zu überwinden sind. Ein Forschungsprojekt der Technischen Universität Berlin mit dem Titel „Maßvoll Wirtschaften“, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), hat genau diese Aspekte untersucht.

Das Projekt hat gezeigt, dass ein maßvolles Wirtschaften nicht nur die ökologische Verantwortung der Unternehmen stärkt, sondern auch deren Ansehen und Wettbewerbsfähigkeit steigern kann. Eine neue Webseite des Projekts bietet Unternehmen nun praktische Strategien für einen ressourcenschonenden Umgang mit ihren Betriebsabläufen an.

Doch was genau bedeutet es, maßvoll zu wirtschaften? Um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sind tiefgreifende Veränderungen in der Produktion und im Konsum erforderlich. Suffizienz bedeutet, den Ressourcenverbrauch insgesamt zu reduzieren – nicht durch Verzicht, sondern durch das Setzen neuer Prioritäten. Dazu zählen Aspekte wie Zeitwohlstand, Gemeinwohlorientierung und soziale Verantwortung. Unternehmen übernehmen hier eine zentrale Rolle, denn sie gestalten Produktionsprozesse, beeinflussen Konsumverhalten und prägen neue wirtschaftliche Modelle.

Ein Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Maike Gossen hat über einen Zeitraum von 18 Monaten untersucht, wie Suffizienzstrategien konkret in den Unternehmen umgesetzt werden können. Die Studie basierte auf 13 tiefgehenden Interviews mit Pionieren der Suffizienz aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, einer Befragung von über 300 nachhaltig orientierten Unternehmen sowie Workshops mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die Ergebnisse waren eindeutig: Maßvolles Wirtschaften bringt ökologische Vorteile und verstärkt gleichzeitig die Reputation, die Nähe zu Kunden und die wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen.

Beachtliche 99 Prozent der befragten Unternehmen sehen Suffizienz als Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung an. 95 Prozent berichteten von einem klaren Imagegewinn, während 88 Prozent in der Lage waren, neue Zielgruppen zu erreichen. Zudem wiesen 56 Prozent auf direkte wirtschaftliche Vorteile hin, wie gesteigerte Ressourceneffizienz und Kostensenkungen.

Obwohl die Untersuchung signifikante Vorteile einer Suffizienzorientierung aufzeigte, gab es auch Herausforderungen in der praktischen Umsetzung. Es mangelt an klaren Kennzahlen, mit denen Unternehmen ihre Strategien messen und kommunizieren können. Zudem sind neue politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen erforderlich, um Suffizienz stärker zu fördern. Interessanterweise zeigt die Forschung, dass Wachstum und maßvolles Wirtschaften sich nicht grundsätzlich ausschließen. Einige Unternehmen setzen auf qualitatives oder moderates Wachstum, während andere Geschäftsmodelle entwickeln, die auch ohne Wachstum tragfähig sind. Alternativen wie neue Eigentumsformen oder die Reinvestition von Gewinnen in gemeinnützige Projekte erweisen sich als vielversprechende Ansätze.

Dr. Maike Gossen betont die Bedeutung langfristiger und vertrauensvoller Beziehungen zu Stakeholdern für die erfolgreiche Implementierung von Suffizienzstrategien. Kooperationen zwischen Unternehmen stellen einen der entscheidenden Erfolgsfaktoren dar, während die Überzeugung und Selbstverpflichtung von Führungskräften und Mitarbeitenden eine wesentliche Rolle spielen.

Basierend auf den Forschungsergebnissen wurde ein digitales Playbook entwickelt, das Unternehmen praktische Orientierung bietet. Dieses Playbook räumt mit gängigen Mythen über Suffizienz auf, stellt konkrete Strategien und Beispiele aus der Unternehmenspraxis vor und bietet Reflexionsfragen sowie Werkzeuge für die Umsetzung an. Es lädt Unternehmer und Gründer dazu ein, neue Handlungsspielräume zu entdecken.

Das Projekt „Maßvoll Wirtschaften“ zeigt, dass Suffizienz kein Modell des Verzichts ist, sondern vielmehr neue Prioritäten setzt und Unternehmen dabei unterstützt, ökologisch verantwortungsbewusst und wirtschaftlich stabil zu handeln. Die Ressourcen des Playbooks sind auf der Projektwebsite frei zugänglich und bieten Unternehmen konkrete Hilfestellungen auf ihrem Weg zur nachhaltigen Transformation.