Hummeln und Lindenblüten: Eine 24 Millionen Jahre alte Bestäuberbeziehung**

Hummeln und Lindenblüten: Eine 24 Millionen Jahre alte Bestäuberbeziehung**

Eine kürzlich durchgeführte Studie, geleitet von einem internationalen Forschungsteam der Universität Wien, hat bahnbrechende Erkenntnisse über die Bestäubungsbeziehungen zwischen Hummeln und Lindenblüten ans Licht gebracht. Die Forscher haben in 24 Millionen Jahre alten Sedimenten der Fossil-Lagerstätte Enspel in Rheinland-Pfalz, Deutschland, sowohl fossile Lindenblüten als auch Hummeln entdeckt. Diese Entdeckung wird durch den Nachweis von Pollenkörnern untermauert, die die Interaktion zwischen diesen beiden Organismen dokumentieren. Damit wird deutlich, dass Hummeln bereits vor Millionen von Jahren eine zentrale Rolle als Bestäuber der Linden spielten, ähnlich wie in der heutigen Zeit.

Angesichts der gegenwärtigen Problematik des globalen Insektensterbens und dem Rückgang von Bestäubern wie Wildbienen ist es von großer Bedeutung, die Ursprünge und die Entwicklung der Bestäubung zu erforschen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift „New Phytologist“ veröffentlicht. Projektleiter Friðgeir Grímsson, der an der Abteilung für Strukturelle und Funktionelle Botanik der Universität Wien tätig ist, erläutert: „Wir haben eine Vielzahl von fossilen Blüten und Insekten untersucht, um Einblicke in die Evolution von Blütenpflanzen und deren Bestäubern zu gewinnen.“

Die Wissenschaftler verwendeten moderne Techniken, um mikroskopisch kleine Pollenkörner sichtbar zu machen und sie dann vorsichtig aus den Blüten oder dem Haarkleid der Insekten zu extrahieren. Dies geschah mittels UV- und Blaulicht, um die Pollenkörner zu identifizieren. Nach der sorgfältigen Reinigung wurden die Pollenkörner schließlich mit hochauflösender Licht- und Elektronenmikroskopie analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass die entdeckten Blüten eindeutig von der Linde stammten und viele Hummeln diese Blüten besucht hatten, bevor sie in einem alten Vulkankratersee verendeten und fossilisiert wurden.

Im Rahmen dieser Studie wurden auch drei neue Arten entdeckt und beschrieben. Die neu identifizierte Lindenblütenart trägt den Namen Tilia magnasepala, was auf ihre großen Kelchblätter hinweist. Darüber hinaus wurden zwei neue Hummelarten benannt: Bombus (Kronobombus) messegus und Bombus (Timebombus) paleocrater. Diese Namen spiegeln nicht nur das hohe Alter der Entdeckungen wider, sondern auch ihre morphologischen Merkmale und den Fundort.

Die beschriebenen Lindenblüten sind die ersten ihrer Art, die vom europäischen Kontinent stammen und auf palynologischen Kriterien basieren – also der Wissenschaft, die sich mit Pollen beschäftigt. Die gefundenen Hummeln gehören zu den ältesten ihrer Gattung, wobei nur eine andere Art aus Colorado noch älter ist. Geier, der Erstautor der Studie, hebt hervor: „Es ist das erste Mal weltweit, dass eine fossile Blüte zusammen mit ihren bestäubenden Bienen aus denselben Sedimenten beschrieben und direkt durch Pollen miteinander verknüpft werden konnte. Diese Art der Forschung hat das Potenzial, unser Wissen über vergangene Bestäuberbeziehungen erheblich zu erweitern.“

Die Ergebnisse dieser Forschung bieten wertvolle Einblicke in die dynamischen Entwicklungen der Vergangenheit, wie beispielsweise die Auswirkungen von Klimawechsel, Artensterben und evolutionären Anpassungsprozessen. Die Analyse fossiler Tier- und Pflanzengruppen ermöglicht es den Wissenschaftlern, Rückschlüsse auf deren Verhalten und Reaktionen auf umweltbedingte Veränderungen zu ziehen. Geier erklärt: „Wir konnten bei den untersuchten Hummeln eine gewisse Blütentreue feststellen, was bedeutet, dass sie während ihrer Flüge bevorzugt nur eine Pflanzenart ansteuern. Solche Erkenntnisse sind wichtig, um das feine Zusammenspiel und die Widerstandsfähigkeit heutiger Ökosysteme besser zu verstehen.“

Diese Studie wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen, darunter das Senckenberg Forschungsinstitut in Deutschland und das American Museum of Natural History in den USA, durchgeführt. Sie ist Teil des FWF-Projektes, das sich mit der Korrelation von in-situ Pollen fossiler Blüten und deren Insektenbestäubern beschäftigt. Die Ergebnisse dieser Forschung sind nicht nur von historischer Bedeutung, sondern liefern auch wichtige Hinweise für die Herausforderungen, vor denen heutige Ökosysteme stehen.