Grünlandschmetterlinge als Schlüsselindikatoren für die Biodiversität**

Grünlandschmetterlinge als Schlüsselindikatoren für die Biodiversität**

Grünlandschmetterlinge spielen eine entscheidende Rolle als Indikatoren für den Zustand unserer Natur. Mit der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur, die 2024 in Kraft trat, verfolgt die Europäische Union das Ziel, den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen und die wichtigen Ökosystemleistungen in landwirtschaftlich genutzten Landschaften zu erhalten. In diesem Rahmen wurde am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ein Index entwickelt, der speziell die Bestände von Grünlandschmetterlingen in Deutschland erfasst. Dieser Index ist ein zentraler Bestandteil der EU-Verordnung und soll aufzeigen, wie es um die Biodiversität in der Region steht.

Die Ergebnisse dieser Studie, die in dem Fachjournal „Nature Conservation“ veröffentlicht wurden, zeigen einen besorgniserregenden Trend in den letzten Jahren. Die Forscher konnten auf eine beeindruckende Datenbasis von rund vier Millionen Beobachtungen zurückgreifen, die im Rahmen des „Tagfalter-Monitoring Deutschland“ gesammelt wurden, einem Projekt, das seit 2005 besteht und eine europaweit standardisierte Methode zur Erfassung von Tagfaltern verwendet. Ehrenamtliche Helfer zählen dabei wöchentlich die Schmetterlinge an festgelegten Orten, was eine fundierte Analyse der Bestandsveränderungen ermöglicht.

Die Landwirtschaft zählt zu den am stärksten beeinträchtigten Lebensräumen weltweit. Ihre Wiederherstellung ist daher eine der wichtigsten Maßnahmen, um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. Prof. Josef Settele, Agrarökologe am UFZ, betont, dass die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur ein entscheidendes Werkzeug ist, um die in der EU formulierten Ziele zu erreichen. Diese umfassen unter anderem die Erhöhung der biologischen Vielfalt in landwirtschaftlichen Ökosystemen und die Berücksichtigung des Klimawandels sowie der Bedürfnisse ländlicher Gebiete.

Die Mitgliedstaaten der EU sind verpflichtet, nationale Wiederherstellungspläne zu entwickeln und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume zu ergreifen. Der Erfolg dieser Maßnahmen soll durch verschiedene Indikatoren gemessen werden, darunter der Index der Grünlandschmetterlinge, der Vorrat an organischem Kohlenstoff in Ackerböden und der Anteil landwirtschaftlicher Flächen mit vielfältigen Landschaftselementen. Die EU-Verordnung fordert bis 2030 einen positiven Trend bei mindestens zwei dieser Indikatoren.

Der Index der Grünlandschmetterlinge bildet von 2006 bis 2023 die Bestandsentwicklung von 15 Tagfalterarten ab, die typische Bewohner verschiedener Grünlandbiotope sind. Die Auswertung zeigt, dass vier Arten zugenommen haben, während fünf einen Rückgang verzeichnen. Für sechs Arten ist der Trend unklar, was auf unzureichende Daten zurückzuführen ist. Im ersten Jahrzehnt des analysierten Zeitraums wurde ein leicht positiver Trend festgestellt, doch in den letzten Jahren zeigt sich ein deutlicher Rückgang, insbesondere bei spezialisierten Arten.

Die sensiblen Reaktionen der Tagfalter auf Umweltveränderungen machen sie zu hervorragenden Indikatoren für den Zustand der Ökosysteme. Faktoren wie intensive landwirtschaftliche Praktiken, Stickstoffeinträge und der Einsatz von Pestiziden beeinträchtigen die Lebensqualität der Schmetterlinge erheblich. Besonders betroffen sind Arten, die auf spezifische Lebensräume angewiesen sind, wie z.B. Magerrasen. Auch der Klimawandel hat einen erheblichen Einfluss auf die Schmetterlingspopulationen, indem er wärmeliebende Arten begünstigt und kühlere Arten zurückdrängt.

Die Ergebnisse der Studie stimmen mit den Beobachtungen auf europäischer Ebene überein. Die Organisation Butterfly Conservation Europe berichtet ebenfalls von einem Rückgang der Tagfalterbestände in den 27 Mitgliedsstaaten. Um die Aussagekraft des Indikators weiter zu verbessern, schlagen die Forscher vor, Daten aus anderen Überwachungsprogrammen sowie aus benachbarten Ländern in die Analyse einzubeziehen.

Insgesamt bietet das Tagfalter-Monitoring Deutschland eine wertvolle Grundlage für die wissenschaftliche Analyse und die Formulierung von Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, die biologischen Bestände zu schützen und durch nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken eine positive Entwicklung der Ökosysteme zu fördern. Die Untersuchung der Grünlandschmetterlinge zeigt eindringlich, dass der Zustand der Natur eng mit unseren Landnutzungspraktiken und dem Klimawandel verknüpft ist und dass dringende Handlungen notwendig sind, um die Artenvielfalt zu bewahren.