
Im Januar 2025 erlebte die griechische Insel Santorini eine außergewöhnliche seismische Aktivität, die durch zehntausende Erdbeben geprägt war. Diese Erdbebenserie hat die Region erheblich erschüttert und die Wissenschaftler dazu veranlasst, die Ursachen eingehend zu untersuchen. Eine aktuelle Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, bietet nun neue Erkenntnisse zu dieser seismischen Krise. Die Zusammenarbeit zwischen dem GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung und dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, unterstützt von internationalen Partnern, hat dazu geführt, dass die zugrunde liegenden Prozesse im Erdinneren detailliert analysiert werden konnten.
Die Untersuchungen zeigen, dass der Anstieg von Magma aus der tiefen Erdkruste die Ursache für die Erdbeben war. Etwa 300 Millionen Kubikmeter Magma stiegen auf und blieben in einer Tiefe von rund vier Kilometern unter dem Meeresboden stehen. Dieser Aufstieg war nicht ohne Folgen: Das Magma erzeugte eine Vielzahl von Erdbeben und seismischen Tremoren, die das Leben der Anwohner stark beeinträchtigten. Santorini, bekannt für ihre vulkanische Aktivität und ihre geologische Komplexität, liegt im östlichen Mittelmeer und ist Teil des Hellenischen Vulkanbogens, einer Region, die durch intensives vulkanisches und seismisches Geschehen charakterisiert ist.
Historisch gesehen ist Santorini für mehrere bedeutende Vulkanausbrüche bekannt, der letzte fand 1950 statt. Die Region ist von geologischen Bruchzonen durchzogen, die durch die Kollision der Afrikanischen Platte mit der Hellenischen Platte entstanden sind. Diese tektonischen Bewegungen führen zu einer Zerschlagung der Erdkruste in mehrere Mikroplatten, die sich bewegen und teilweise untereinander abtauchen. Dadurch entstehen Bedingungen, die zur Bildung von Magma führen. In der jüngeren Vergangenheit, insbesondere im Jahr 1956, ereigneten sich in der Nähe von Santorini zwei starke Erdbeben, die auch einen Tsunami auslösten. Die jüngsten Erdbeben im Januar 2025 fanden in derselben Region statt.
Die Forschung hat ergeben, dass die seismische Aktivität, die mit dem Magmaaufstieg einherging, bereits im Juli 2024 begann. Zu diesem Zeitpunkt kam es zu einer geringen Anhebung der Insel, die auf den Druck des aufsteigenden Magmas zurückzuführen ist. Anfang Januar 2025 nahm die Erdbebenaktivität zu, und ab Ende des Monats wurde ein intensiverer Aufstieg des Magmas registriert. Diese seismischen Ereignisse breiteten sich über eine Distanz von mehr als zehn Kilometern aus und bewegten sich in mehreren Phasen von einer Tiefe von 18 Kilometern bis nur drei Kilometer unter dem Meeresboden.
Die Forscher verwendeten fortschrittliche Technologien, um die seismischen Daten präzise zu analysieren. Eine neuartige, auf KI basierende Methode zur Auswertung großer Datensätze und die Nutzung von Satellitenmessungen ermöglichten eine beispiellose Genauigkeit bei der Rekonstruktion der Vorgänge im Erdinneren. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das aufsteigende Magma nicht nur zu den Erdbeben führte, sondern auch zu einer Senkung der Insel Santorini, was auf eine bislang nicht erkannte hydraulische Verbindung zwischen Santorini und dem nahegelegenen Unterwasservulkan Kolumbo hinweist.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Forscher hat eine nahezu Echtzeit-Überwachung der seismischen Aktivitäten ermöglicht. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nicht nur zur Verbesserung der Überwachung der beiden Vulkane genutzt, sondern auch zur Gewährleistung der Sicherheit der Bevölkerung vor künftigen seismischen Ereignissen. Das Projekt MULTI-MAREX, das Teil einer größeren Forschungsmission ist, zielt darauf ab, geomariner Extremereignisse besser zu verstehen und die entsprechenden Risiken zu minimieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die seismische Krise rund um Santorini durch eine Kombination aus magmatischen Aktivitäten und tektonischen Bewegungen verursacht wurde. Die kontinuierliche Forschung und die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen sind entscheidend, um die Dynamik dieser geologisch aktiven Region besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu entwickeln.