Die Rolle der Biodiversität für Bestäuber und landwirtschaftliche Erträge**

Die Rolle der Biodiversität für Bestäuber und landwirtschaftliche Erträge**

Die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Sicherstellung stabiler Erträge in der Landwirtschaft erscheinen vielen als unvereinbare Ziele. Eine aktuelle Untersuchung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) liefert jedoch neue Einsichten, die aufzeigen, dass diese beiden Anliegen durchaus miteinander harmonieren können. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und Bioland durchgeführt wurde, analysierte 29 Sonnenblumenfelder in Nordbayern, davon 15 ökologisch und 14 konventionell bewirtschaftet. Ziel war es, die Einflussfaktoren auf wildlebende Bestäuber zu identifizieren und deren Auswirkungen auf die Erträge der Landwirtschaft zu verstehen.

Die Forschenden nahmen nicht nur die spezifischen Gegebenheiten der einzelnen Felder in den Blick, sondern auch die Struktur der angrenzenden Landschaften. Um den Beitrag der Bestäuber zu quantifizieren, führten sie ein einfaches Experiment durch: Einige Sonnenblumenköpfe wurden mit feinen Netzen vor Bestäubern geschützt, während andere ungeschützt blieben. Die Ergebnisse waren eindrucksvoll: Die Sonnenblumen, die offen bestäubt wurden, erzielten im Durchschnitt etwa 25 Prozent höhere Erträge, unabhängig davon, ob sie auf ökologisch oder konventionell bewirtschafteten Flächen standen.

Bei der Auswertung der Daten zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Bestäubergruppen. So stellte Denise Bertleff, Erstautorin der Studie und Biologin am Lehrstuhl für Tierökologie, fest, dass Hummeln besonders von einem höheren Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen profitierten. Eine Verdopplung des Anteils solcher Flächen von 10 auf 20 Prozent führte nahezu zu einer Verdopplung des Hummelbestandes. Im Gegensatz dazu waren die Solitärbienen stärker an der Größe halbnatürlicher Lebensräume wie Hecken und Streuobstwiesen gebunden.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Möglichkeit, die Landwirtschaft so zu gestalten, dass sie die Biodiversität fördert. Bertleff betont, dass eine vielfältige Landschaft, in der beispielsweise Beikräuter gezielt stehen gelassen werden, nicht nur die Bestäuberpopulationen unterstützt, sondern auch die Ernten stabiler macht.

Basierend auf ihrer Forschung formulierten die Wissenschaftler mehrere Empfehlungen für Landwirte, politische Entscheidungsträger und Naturschutzberater. Dazu gehören:

1. Ökologische Bewirtschaftung: Ein höherer Anteil an ökologisch bewirtschafteten Flächen kann die Anzahl der Bestäuber erhöhen, was sich auch positiv auf konventionell bewirtschaftete Felder auswirkt.

2. Erhaltung halbnatürlicher Lebensräume: Lebensräume wie Hecken, Kalkmagerrasen und Streuobstwiesen sind für Bestäuber, insbesondere für Solitärbienen, von großer Bedeutung und sollten geschützt werden.

3. Zulassung moderater Beikrautmengen: Diese bieten wichtige Nahrungsquellen für Wildbienen und Schwebfliegen, ohne die Erträge signifikant zu beeinträchtigen.

4. Vermeidung übergroßer Blühflächen: Wenn zu viele Pflanzen gleichzeitig blühen, kann es zu Verdünnungseffekten kommen, die die Bestäubungsleistung auf einzelnen Feldern verringern.

Die Förderung der Studie wurde durch Mittel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt, basierend auf einem Beschluss des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft lag bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass eine integrierte Herangehensweise, die sowohl die Biodiversität als auch die landwirtschaftliche Produktivität in den Fokus rückt, möglich ist. Dies könnte nicht nur die Erträge steigern, sondern auch zum Schutz der Artenvielfalt beitragen, was in einer Zeit des globalen Artensterbens von enormer Bedeutung ist. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft, die den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden kann.