Unterschiede in der Navigation von Hunde- und Katzenartigen: Routen versus Erkundung**

Unterschiede in der Navigation von Hunde- und Katzenartigen: Routen versus Erkundung**

Eine umfassende Analyse der Bewegungsmuster von über 1.200 Tieren aus den Familien der Hunde- und Katzenartigen hat signifikante Unterschiede in deren Navigationsverhalten aufgezeigt. Diese Erkenntnisse, welche die bisherigen Annahmen über die Bewegungsökologie dieser Raubtiere in Frage stellen, wurden von einem internationalen Forscherteam unter der Leitung der Universität Maryland und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf veröffentlicht.

Die Studie untersuchte 34 verschiedene Arten von Raubtieren, darunter 18 Katzenarten und 16 Hundearten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Hunde- und Katzenartige grundlegend unterschiedlich durch ihre Lebensräume bewegen. Während Hundearten wie Wölfe und Füchse dazu tendieren, regelmäßig genutzte Routen zu bevorzugen, zeigen Katzenarten wie Löwen und Leoparden ein weniger vorhersehbares Bewegungsverhalten. Diese Beobachtungen wurden besonders deutlich, als Arten wie Kojoten und Pumas, die in denselben Lebensräumen leben, miteinander verglichen wurden.

Dr. Justin M. Calabrese, der die Forschungsgruppe für Erdsystemwissenschaften am Center for Advanced Systems Understanding (CASUS) leitet, erklärt, dass Hundeartige sich stärker auf festgelegte Wege verlassen. Im Gegensatz dazu zeigen Katzenartige ein unregelmäßigeres Bewegungsverhalten, was bedeutet, dass weniger definierte Routenwege identifiziert werden können. Diese Unterschiede könnten auf evolutionäre Aspekte der Orientierung und Navigation zurückzuführen sein, so Dr. William F. Fagan, Professor für Biologie an der Universität Maryland. Hundeartige verfügen über ausgeprägte olfaktorische Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, bestimmte Strecken zu erkennen und wiederholt zu nutzen.

Die Studie, die als die größte ihrer Art gilt, wurde während der COVID-19-Pandemie unter der Mitwirkung von 177 Forschern aus 150 Institutionen weltweit durchgeführt. Die gesammelten GPS-Daten erstreckten sich über einen Zeitraum von zehn Jahren und bieten einen umfassenden Einblick in das Bewegungsverhalten der Raubtiere. Die Forscher betonen, dass die Konsistenz der Ergebnisse bemerkenswert ist und darauf hinweist, dass die Unterschiede in den Bewegungsmustern nicht auf externe Störfaktoren zurückzuführen sind.

Ein besonders aufschlussreicher Teil der Untersuchung war die Fokussierung auf bestimmte Landschaftstypen. In den östlichen Rocky Mountains beispielsweise wurde festgestellt, dass Kojoten deutlich mehr und häufiger genutzte Routen als Pumas aufwiesen. Diese Erkenntnisse bestätigen, dass die Umgebung keinen entscheidenden Einfluss auf die Bewegungsmuster der beiden Tierfamilien hat.

Die Implikationen dieser Ergebnisse sind weitreichend. Sie stellen nicht nur die theoretischen Grundlagen der Bewegungsökologie von Raubtieren in Frage, sondern haben auch praktische Anwendungen im Bereich des Wildtierschutzes. Die bisherigen Annahmen, dass sich Raubtiere unabhängig von ihrer taxonomischen Zugehörigkeit in ihrem Lebensraum bewegen, müssen überdacht werden. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Hundeartige ein System von „Autobahnen“ in ihrem Verbreitungsgebiet schaffen, was für die mathematische Modellierung von tierischen Bewegungsmustern von Bedeutung ist.

Ein besseres Verständnis der Bewegungsmuster von Tieren kann dazu beitragen, Konflikte zwischen Mensch und Wildtier zu minimieren und Schutzgebiete für gefährdete Arten effektiver zu planen. Die Forscher sind überzeugt, dass die Entwicklung neuer Modelle, die die Beobachtungsdaten besser widerspiegeln, entscheidend für die ökologische Forschung ist.

Fagan hebt hervor, dass die Technologie und die Analysemethoden, die für diese Studie verwendet wurden, neue Möglichkeiten eröffnen, um das Verhalten von Tieren zu verstehen. Vor wenigen Jahren wären solche Erkenntnisse kaum möglich gewesen. Diese Forschungsarbeit zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Kooperationen und moderne Technologien für die Wissenschaft sind. Die Studie stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Tierforschung dar und könnte weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige Wildtierschutzpraxis haben.