Künstliche Intelligenz als Motor für nachhaltige Entwicklung: Neue Studie beleuchtet Chancen und He…

Künstliche Intelligenz als Motor für nachhaltige Entwicklung: Neue Studie beleuchtet Chancen und He…

Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend als Schlüsseltechnologie angesehen, um komplexe Herausforderungen in der nachhaltigen Entwicklung anzugehen. Insbesondere in Bereichen wie Energieverwaltung, Wasserwirtschaft, Gesundheitsversorgung und Bildung könnten KI-gestützte Ansätze dazu beitragen, Trends zu erkennen und Systeme effizienter zu steuern. Eine kürzlich veröffentlichte umfassende Studie hat die Anwendung von KI im Kontext der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen untersucht und dabei sowohl die bestehenden Lücken als auch die Potenziale dieser Technologie identifiziert.

Das internationale Forschungsteam, zu dem auch Prof. Dr. John-Oliver Engler von der Universität Vechta gehört, hat in der Fachzeitschrift Nature Sustainability eine Analyse veröffentlicht, die auf etwa 800 wissenschaftlichen Artikeln basiert. Diese Artikel beleuchten die Verbindung zwischen KI und den SDGs. Engler betont, dass der rasante Fortschritt in den KI-Methoden oft nicht mit dem nötigen Fachwissen im Bereich der Nachhaltigkeit kombiniert wird. Diese Verbindung ist jedoch entscheidend, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse aus der KI-Forschung in der Politik, Verwaltung und Wirtschaft wirksam und verantwortungsbewusst umgesetzt werden können.

Die Studie hat fünf zentrale Ergebnisse hervorgebracht, die ein klareres Bild der aktuellen Situation im Bereich KI und nachhaltige Entwicklung zeichnen. Erstens zeigt die Analyse, dass das Forschungsfeld in acht Hauptthemen unterteilt werden kann, darunter Gesundheit, Wasser, saubere Energie und Bildung. Zweitens hat sich die Zahl der Publikationen, die sich mit den SDGs und KI befassen, seit 2019 exponentiell erhöht. Während im Jahr 2019 nur etwa 50 Veröffentlichungen zu verzeichnen waren, stieg diese Zahl in den Jahren 2022 und 2023 auf über 200 pro Jahr.

Drittens wird in der Studie festgestellt, dass vor allem Methoden wie „Deep Learning“ und „Supervised Learning“ in der KI-Forschung dominieren. Diese Techniken, die darauf abzielen, die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachzubilden, ermöglichen es, komplexe Datenstrukturen zu analysieren und präzisere Vorhersagen zu treffen. Viertens zeigt die Analyse eine geografische Konzentration der Forschung, wobei die meisten Arbeiten aus Ländern wie China und den USA stammen, während auch Länder wie Iran, Indien, Spanien und Italien überraschend stark vertreten sind.

Das fünfte Ergebnis der Studie weist auf „blinde Flecken“ hin, die im Bereich der KI für nachhaltige Entwicklung bestehen. Bedeutende Themen wie Partnerschaften (SDG 17), Armutsbekämpfung (SDG 1) und Geschlechtergleichheit (SDG 5) sind in der Literatur stark unterrepräsentiert. Insbesondere fehlen fundierte Ansätze, die fortgeschrittene KI-Technologien mit einem umfassenden Verständnis der modernen Nachhaltigkeitskonzepte kombinieren.

Die Erkenntnisse der Studie sind für verschiedene Akteure von Nutzen. Prof. Engler hebt hervor, dass Förderorganisationen und Universitäten durch die Ergebnisse einen klaren Überblick darüber erhalten, wo KI bereits effektiv eingesetzt wird und wo Investitionen besonders vielversprechend sein könnten, insbesondere bei der Umsetzung von sozialen SDGs. Für Städte, Ministerien und Unternehmen wird sichtbar, in welchen Bereichen KI-gestützte Prognosen und Optimierungen bereits zur Verbesserung von Entscheidungen beitragen können, etwa im Ressourcenmanagement oder in der Gesundheitsvorsorge.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen auch die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen KI-Expertinnen und Spezialisten aus den Bereichen Nachhaltigkeits-, Sozial- und Rechtswissenschaften. Diese Kooperation ist entscheidend, um Lösungen zu entwickeln, die sowohl lokal anwendbar als auch in verschiedenen Kontexten umsetzbar sind. Hochschulen sollten ihre Lehrpläne dahingehend anpassen, dass Absolventinnen die Brücke zwischen theoretischen Konzepten und praktischen Anwendungen schlagen können.

Abschließend betont Prof. Engler, dass KI ein enormes Potenzial für die nachhaltige Entwicklung birgt. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, sind gezielte Investitionen, interdisziplinäre Partnerschaften und klare Richtlinien für eine verantwortungsvolle Anwendung nötig. Die Politik spielt hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie bürokratische Hürden abbaut und interdisziplinäre Forschung fördert. Die Herausforderungen sind groß, doch die Chancen, die KI für eine nachhaltige Zukunft bietet, sind es ebenfalls.