
Die Suche nach geeigneten Auszubildenden stellt für viele Unternehmen eine beträchtliche Herausforderung dar. Selbst wenn ein junger Mensch einen Ausbildungsvertrag unterschreibt, ist dies keine Garantie dafür, dass er die Ausbildung auch tatsächlich antreten wird. Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), basierend auf der BA-BIBB-IAB-Bewerberstudie 2024, verdeutlicht, dass ein erheblicher Anteil der Auszubildenden auch nach Vertragsabschluss weiterhin nach Alternativen sucht. Dies wirft die Frage auf, welche Strategien Unternehmen anwenden können, um junge Menschen langfristig an sich zu binden.
Laut den Ergebnissen der Studie, die zwischen November 2024 und Januar 2025 durchgeführt wurde, gaben etwa fünf Prozent der Befragten an, trotz eines bestehenden Ausbildungsvertrags aktiv nach weiteren Ausbildungsplätzen zu suchen. Obwohl dies nicht die Mehrheit der Befragten betrifft, ist es angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels von erheblichem Interesse. Die Gründe für diese fortgesetzte Suche sind vielfältig. Viele der Befragten berichteten, dass sie ihr aktuelles Ausbildungsverhältnis als „zweite Wahl“ empfanden, sei es aufgrund des gewählten Berufs, des Unternehmens oder der Ausbildungsvergütung. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist das Gefühl der Unsicherheit, das bei vielen jungen Menschen nach der Vertragsunterschrift auftritt. Sie stellen in Frage, ob ihre Entscheidung tatsächlich die richtige war.
Um die Bindung zwischen den Auszubildenden und den Betrieben zu stärken, ist es entscheidend, die Entscheidungssicherheit auf beiden Seiten zu erhöhen. Betriebe sollten daher bereits im Rekrutierungsprozess transparent und wertschätzend agieren. Dazu gehören ein offenes Bewerbungssystem, das die Stärken der Bewerber in den Vordergrund rückt, sowie Möglichkeiten für Praktika, die den jungen Menschen einen Einblick in den Betrieb bieten. Preboarding-Maßnahmen, die den Zeitraum zwischen Vertragsunterzeichnung und Ausbildungsbeginn aktiv gestalten, können ebenfalls helfen, die Bindung zu festigen.
Die Studie zeigt zudem, dass viele junge Menschen sich auch nach der Vertragsunterschrift weiterhin in einem Orientierungsprozess befinden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für Bildungseinrichtungen und die Politik, die Berufsorientierung und -beratung zu verbessern. Eine gezielte Unterstützung kann dazu beitragen, dass junge Menschen besser informiert in ihre Entscheidung gehen und somit weniger häufig das Gefühl haben, ihre Wahl revidieren zu müssen.
Die Ergebnisse der Bewerberstudie 2024, an der insgesamt 3.444 junge Menschen teilnahmen, geben einen umfassenden Einblick in die aktuelle Lage der Ausbildungsplatzsuche. Die Studie wurde gemeinsam von der Bundesagentur für Arbeit, dem BIBB und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung durchgeführt. Sie untersucht spezifisch die Beweggründe und Verhaltensweisen von Ausbildungsplatzbewerbern und liefert wertvolle Daten, die für die Gestaltung zukünftiger Rekrutierungsstrategien relevant sind.
Um die Herausforderungen der Ausbildungsplatzbindung anzugehen, müssen Unternehmen und Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Ein transparenter Austausch zwischen beiden Seiten kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und die Erwartungen an das Ausbildungsverhältnis klar zu kommunizieren. Zudem sollten Betriebe Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung und Entwicklung bieten, um jungen Menschen Perspektiven innerhalb des Unternehmens aufzuzeigen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Bindung von Auszubildenden nicht nur eine Frage der Vertragsunterzeichnung ist, sondern ein fortlaufender Prozess, der durch Transparenz, Wertschätzung und Unterstützung geprägt ist. Um den Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt erfolgreich zu begegnen, ist es für Unternehmen unerlässlich, diese Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Rekrutierungs- und Bindungsstrategien zu stellen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Auszubildenden nicht nur am Anfang ihrer Karriere, sondern auch auf lange Sicht an das Unternehmen gebunden sind.