Kunst- und Meinungsfreiheit bedroht: Berliner Buchhändler wehrt sich gegen Anschuldigungen

  

(Besitzer einer Buchhandlung: Künstlerische Darstellung)

Ben von Rimscha, Besitzer der Buchhandlung am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg, hat im Rahmen der Woche der Meinungsfreiheit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels die Bedeutung von Kunst- und Meinungsfreiheit betont. Er reagierte damit auf Vorwürfe, dass seine Buchhandlung „sexistische“, „frauenfeindliche“ und „faschistische“ Werke verkaufe, einschließlich Postkarten von Loriot.

In einem Interview mit ntv.de äußerte von Rimscha seinen Unmut über die Anschuldigungen, die ein Ausmaß erreicht hätten, das er nicht mehr hinnehmen könne. Als politischer Mensch sorge er sich um den Zustand der Gesellschaft und sieht die Einschränkung der Meinungsfreiheit als eine der Ursachen dafür. Er berichtete von Kunden, die beleidigend reagieren und ihr Geld zurückverlangen, weil sie der Meinung sind, dass er transfeindliche, antisemitische, faschistische und frauenfeindliche Literatur verkaufe.

Von Rimscha betonte, dass es einen Unterschied zwischen Autor und Werk gebe und dass umstrittene Ansichten von Autoren wie Ezra Pound, Dostojewski und Jean-Paul Sartre nicht dazu führen, dass ihre Werke pauschal aus dem Programm genommen werden. Er verteidigte auch das Buch „Die Antiquiertheit der Frau“ von Sara Rukaj, das aufgrund seiner kritischen Auseinandersetzung mit der Queer-Theorie für Empörung sorgte. Von Rimscha kritisierte die Menschen, die seine Buchhandlung ohne Kenntnis der Bücher und auf der Basis von Gerüchten verurteilen und in ihrer eigenen Blase leben. Er betonte die Bedeutung des Kontexts in der Literatur.

Auf die Frage nach möglichen Lösungsansätzen erklärte von Rimscha, dass er sich weiterhin für eine antirassistische Gesellschaft einsetze, jedoch sei es wichtiger, tatsächliche Veränderungen anzustreben, anstatt sich ausschließlich auf Sprache zu konzentrieren. Er kritisierte die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit und den Glauben, dass die Welt allein durch Worte verbessert werden könne. Er äußerte seine Besorgnis über die wachsende Popularität der AfD und den Ersatz des Wortes „Mutter“ durch „entbindende Person“ in den Medien.

Abschließend betonte von Rimscha, dass in seiner Buchhandlung keine Inhalte von neurechten Verlagen zu finden seien. Dennoch werde er Werke von Autoren wie Rukaj und anderen aus dem Verlag Edition Tiamat weiterhin verkaufen, da er sie als Stimmen in der identitätspolitischen Debatte betrachte.

Der Bericht verdeutlichte die Auseinandersetzung des Berliner Buchhandlungsleiters Ben von Rimscha mit den Vorwürfen, „sexistische“, „frauenfeindliche“ und „faschistische“ Werke zu verkaufen. Er betonte die Bedeutung von Kunst- und Meinungsfreiheit, kritisierte die mangelnde Bereitschaft zur konstruktiven Diskussion und plädierte für eine differenzierte Betrachtung von Werken im historischen Kontext. Von Rimscha betonte auch die Notwendigkeit, reale Veränderungen anzustreben, anstatt sich allein auf Sprache zu verlassen.

In dem Interview sprach von Rimscha auch über den Fall Boris Palmer, der ähnliche Argumente vertritt. Er betonte, dass es bei der Lesbarkeit von Büchern im historischen Kontext gehe und dass es nicht gerechtfertigt sei, Werke wie „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen aufgrund des Gebrauchs des N-Wortes auf den Index zu setzen. Er argumentierte, dass solche Bücher die Absurdität und den Rassismus vergangener Epochen kritisch reflektieren und dadurch ein wichtiges Zeugnis sind.

Angesprochen auf mögliche Lösungsansätze, betonte von Rimscha erneut seine Unterstützung für eine antirassistische Gesellschaft. Er äußerte jedoch Bedenken darüber, dass der Glaube, allein durch Worte Veränderungen herbeiführen zu können, kontraproduktiv sein könne. Insbesondere in Anbetracht des Aufstiegs der AfD und der teilweise übertriebenen Sprachregelungen wie dem Austausch des Wortes „Mutter“, gebe es ein grundlegendes Problem.

Abschließend wurde von Rimscha gefragt, ob er besorgt sei, dass das Interview die Situation weiter verschlimmern könnte. Er verneinte diese Frage und betonte erneut, dass in seiner Buchhandlung keine Inhalte von neurechten Verlagen zu finden seien. Er wolle weiterhin Werke von kontroversen Autoren wie Rukaj verkaufen, da er den Verlag Edition Tiamat als eine Plattform betrachte, die vernünftigen Stimmen in der identitätspolitischen Debatte Gehör verschaffe.

Insgesamt verdeutlichte das Interview die Standpunkte und die Auseinandersetzung des Berliner Buchhändlers Ben von Rimscha mit den Vorwürfen gegen seine Buchhandlung. Er betonte die Bedeutung von Kunst- und Meinungsfreiheit, kritisierte die mangelnde Bereitschaft zur differenzierten Betrachtung von Werken und argumentierte, dass echte Veränderungen in der Gesellschaft nötig seien, anstatt sich ausschließlich auf Sprache zu konzentrieren. Von Rimscha plädierte für eine offene und konstruktive Diskussion und warnte vor einer Einschränkung der Meinungsfreiheit, die zu einem problematischen gesellschaftlichen Zustand führen könne.

(Quelle: https://www.n-tv.de/24164781  abgerufen am 9.6.23)