Wälder sind essenzielle Ökosysteme, die nicht nur eine Vielzahl von Lebensräumen bieten, sondern auch entscheidend zur Regulierung des Klimas beitragen. Angesichts der steigenden Temperaturen und zunehmenden Dürreperioden, die durch den Klimawandel verursacht werden, wird die Widerstandsfähigkeit dieser Wälder auf die Probe gestellt. Eine neue Studie, die unter der Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Universität Leipzig durchgeführt wurde, zeigt, dass die Vielfalt der Baumarten eine Schlüsselrolle dabei spielt, die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Wetterbedingungen zu erhöhen.
Die Forschung konzentrierte sich auf ein Experiment namens MyDiv, das in Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt stattfand. Hier wurden über einen Zeitraum von sechs Jahren, von 2016 bis 2021, die Wachstumsraten von 2.611 Bäumen aus zehn verschiedenen europäischen Baumarten untersucht. Diese Studie fiel in eine Zeit, die von einer intensiven Dürreperiode zwischen 2018 und 2020 geprägt war, welche die Wälder in ganz Europa stark belastete. Die Forscher analysierten 14 verschiedene Merkmale der Bäume, die Aufschluss darüber geben, wie Wasser transportiert, gespeichert und genutzt wird.
Ein zentrales Ergebnis der Studie war, dass verschiedene Baumarten unterschiedliche Strategien im Umgang mit Wasser verfolgen. So sind einige Arten, wie die Eiche, besser in der Lage, mit Dürreperioden umzugehen, während andere, etwa Birken, anfälliger für Wasserstress sind. Die Forschung ergab, dass Bäume, die eine hohe hydraulische Sicherheit aufweisen – also solche, deren Leitungsgewebe auch bei Trockenheit funktionsfähig bleibt – sowie Bäume, die über die Fähigkeit verfügen, ihre Spaltöffnungen zu schließen, während Dürreperioden eine bessere Wachstumsleistung zeigten. Im Gegensatz dazu hatten Bäume, die auf andere Strategien setzten, unter diesen Bedingungen oft Nachteile.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie war die Erkenntnis, dass Bäume von einer funktionalen Vielfalt ihrer Nachbarn profitieren. In trockenen Jahren wuchsen Bäume besser, wenn sie von benachbarten Arten umgeben waren, die unterschiedliche Wassernutzungsstrategien verfolgten. Lena Sachsenmaier, die Hauptautorin der Studie, erklärte, dass es nicht nur um die Anzahl der Baumarten geht, die in einem Gebiet vertreten sind, sondern vor allem um die Vielfalt der Strategien zur Bewältigung von Trockenheit.
Diese unterschiedlichen Wassernutzungsstrategien fungieren quasi als eine Art natürliche Versicherung gegen Dürreperioden. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass beim Umbau von Wäldern gezielt auf die Integration verschiedener Wassernutzungsstrategien geachtet werden sollte, um die Stabilität der Wälder in Zeiten des Klimawandels zu erhöhen. Christian Wirth, Senior-Autor der Studie und Professor an der Universität Leipzig, betonte, dass der Schutz der Wälder nicht nur eine Frage der Artenvielfalt ist, sondern auch der funktionalen Vielfalt.
Die praktischen Implikationen dieser Forschung sind beträchtlich. Mischwälder, in denen Baumarten mit unterschiedlichen Strategien zur Wassernutzung koexistieren, könnten langfristig stabiler sein als Monokulturen. Um jedoch die geeigneten Baumarten für zukünftige klimatische Herausforderungen auszuwählen, ist ein besseres Verständnis der Wassernutzungsstrategien notwendig. Aus diesem Grund untersucht das Forschungsteam derzeit fast 100 verschiedene Baumarten in einem speziellen Arboretum, um deren Reaktionen auf Wasserstress zu analysieren.
Insgesamt liefert die MyDiv-Studie wertvolle Erkenntnisse für die Forstwirtschaft und die Anpassung europäischer Wälder an den Klimawandel. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, die ökologische Vielfalt der Wälder zu fördern, um sie gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen. Durch die Schaffung von Mischwäldern, die auf funktionale Vielfalt setzen, können wir die Resilienz unserer Wälder stärken und somit auch einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.


















































