Eine neue Studie, die im renommierten Fachmagazin Science veröffentlicht wurde, beleuchtet die gravierenden Auswirkungen von langanhaltenden Dürreperioden auf Pflanzenökosysteme. An dieser internationalen Untersuchung, an der über 170 Wissenschaftler beteiligt sind, haben auch Forscher der Universität Greifswald mit Ergebnissen aus der Hiddensee-Heide mitgewirkt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Kreyling konzentriert sich das Team auf die Widerstandsfähigkeit von Heideflächen gegenüber zunehmender Trockenheit.
Die Forschung bezieht sich auf zwei verschiedene Heideflächen auf der Insel Hiddensee: Eine jüngere Fläche, die regelmäßig durch Naturschutzmaßnahmen gepflegt wird, und eine ältere Fläche, die über einen längeren Zeitraum unbewirtschaftet blieb. Die Ergebnisse zeigen, dass die ältere Heidefläche erheblich schlechter auf die Dürre reagierte als die jüngere. Diese Differenz lässt sich auf die Biologie der Besenheide (Calluna vulgaris) zurückführen, die sich nach Pflegemaßnahmen wie Beweidung besonders gut regeneriert. Dies deutet darauf hin, dass eine regelmäßige Pflege der Heideflächen die Widerstandsfähigkeit gegen wiederkehrende Trockenperioden verbessert. Allerdings besteht auch das Risiko, dass die Regeneration aus Samen durch Dürreperioden beeinträchtigt wird.
Die Forscher passen ihre Naturschutzmaßnahmen auf Hiddensee und in anderen Heidegebieten an die Erkenntnisse der Klimaforschung an. Dabei spielt nicht nur die Schwere eines einzelnen Trockenjahres eine Rolle, sondern vor allem die wiederholte Einwirkung von Dürre über mehrere Jahre, die den Stress für die Pflanzen erheblich erhöht. Prof. Kreyling erklärt: „Die Trockenheit verringert die Vitalität der Pflanzen. Wenn mehrere Trockenperioden aufeinander folgen, addiert sich der Schaden nicht nur, sondern verstärkt sich sogar.“
Das Team aus Greifswald beobachtet seit Jahren die Entwicklung der Heideflächen nach Trockenperioden. Dies geschieht sowohl durch Dürresimulationen mittels Regenausschlussdächern als auch durch langfristige Monitoring-Projekte. Im Rahmen dieser Beobachtungen wurden individuelle Sträucher markiert, und Drohnen kamen zum Einsatz, um die punktuellen Daten zu ergänzen. Diese lokalen Daten bestätigen die globalen Erkenntnisse der internationalen Studie „Drought intensity and duration interact to magnify losses in primary productivity“, die Teil des International Drought Experiment ist, welches auf sechs Kontinenten stattfindet.
Die Dürresimulationen wurden durch spezielle Dachkonstruktionen realisiert, die eine gezielte Reduktion des Niederschlags ermöglichen. Die Studie wurde unter der Koordination von Prof. Melinda Smith und Dr. Timothy Ohlert von der Colorado State University durchgeführt, wobei auch Institutionen wie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), die Universität Leipzig und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) beteiligt waren. Die Greifswalder Arbeitsgruppe umfasst neben Prof. Kreyling auch die Forscher Ilka Beil, Irmgard Blindow, Sven Dahlke und Andrey Malyshev.
Die Ergebnisse dieser Studie sind für die zukünftige Forschung und das Management von Heidegebieten von großer Bedeutung. Sie verdeutlichen, dass die Auswirkungen von Dürre nicht nur von der Intensität eines einzelnen Ereignisses abhängen, sondern auch von der Häufigkeit und Dauer von Trockenperioden. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Entwicklung von Strategien zum Schutz und zur Erhaltung der Biodiversität in gefährdeten Ökosystemen.
In Anbetracht der globalen Herausforderung des Klimawandels ist es unerlässlich, die Resilienz von Ökosystemen wie der Hiddensee-Heide zu verstehen und zu fördern. Die Forschungsergebnisse tragen dazu bei, effektive Naturschutzmaßnahmen zu entwickeln, die nicht nur die Pflanzenwelt, sondern auch die gesamte Artenvielfalt in diesen sensiblen Lebensräumen sichern können.


















































