Die weltweite Umstellung auf nachhaltige Pflanzenschutzmethoden könnte erhebliche positive Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Umwelt haben. Eine internationale Studie, geleitet von der Universität Bonn und der ETH Zürich, hat diese Thematik eingehend untersucht. Die Forscher befragten über 500 Experten aus verschiedenen Disziplinen, darunter Ökologen, Wirtschaftswissenschaftler und Agrarwissenschaftler, um herauszufinden, welche Konsequenzen eine solche Umstellung mit sich bringen würde. Die Ergebnisse, die nun in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Mehrheit der Befragten langfristig optimistisch in Bezug auf die Auswirkungen nachhaltiger Praktiken ist, auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Das aktuelle Pflanzenschutzsystem ist stark von chemischen Mitteln abhängig, die zwar helfen, Ernteverluste durch Schädlinge und Krankheiten zu minimieren, jedoch auch erhebliche Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt mit sich bringen. Schätzungen zufolge gehen jährlich über ein Drittel der globalen Ernteerträge verloren, wenn keine Pflanzenschutzmaßnahmen ergriffen werden. Prof. Dr. Niklas Möhring, der die Forschungsgruppe Produktionsökonomik an der Universität Bonn leitet, weist darauf hin, dass die Suche nach alternativen Methoden für den Pflanzenschutz dringend notwendig ist. Dazu zählen unter anderem die Züchtung von resistenten Pflanzen, die Anwendung von Fruchtfolgen und die Schaffung von Lebensräumen für natürliche Fressfeinde durch das Anpflanzen von Hecken.
Jedoch sind viele dieser nachhaltigen Methoden noch nicht ausreichend erforscht. Zudem variieren die landwirtschaftlichen Systeme stark zwischen den Regionen, was es schwierig macht, die Ergebnisse von Studien in einem Land auf andere Länder zu übertragen. Diese Unsicherheiten führten dazu, dass die Forscher die Erwartungen und Einschätzungen von Experten in den jeweiligen Regionen einholten, um ein differenziertes Bild zu erhalten.
In der Studie wurde ein umfassender Fragenkatalog entwickelt, der die erwarteten Konsequenzen einer Umstellung auf nachhaltigen Pflanzenschutz in fünf Hauptbereichen erfasste: Umwelt, Gesundheit, Ernährungssicherheit, ökonomische Situation der Landwirte sowie soziale Gleichheit und Sicherheit. Die Befragung richtete sich an 517 Fachleute, die über fundierte Kenntnisse der Landwirtschaft in ihren Regionen verfügen. Das Ziel war es, ein ausgewogenes Meinungsbild zu gewinnen, das die unterschiedlichen Perspektiven und Fachgebiete berücksichtigt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Einschätzungen hinsichtlich der Auswirkungen je nach Region und Fachrichtung variieren. Doch insgesamt glauben die Experten, dass eine Umstellung auf nachhaltige Praktiken langfristig vorteilhaft wäre. Besonders stark war der Konsens über die positiven Effekte auf die Umwelt, insbesondere in Bezug auf die Gewässerqualität und die Biodiversität. Auch die gesundheitlichen Vorteile wurden überwiegend positiv bewertet. Bei der ökonomischen Perspektive hingegen gab es größere Unterschiede: In Nordamerika, Europa und Australien waren die Meinungen hinsichtlich der Auswirkungen auf das Einkommen der Landwirte geteilt, während die Experten aus Asien, Afrika und Südamerika eher optimistisch waren und von wirtschaftlichen Chancen durch nachhaltige Praktiken ausgingen.
Die Studie verdeutlicht, dass Nachhaltigkeit nicht ohne Kosten zu haben ist. Kurzfristig erfordert die Umstellung Investitionen, die jedoch langfristig rentabel sein können. Dies ähnelt den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, wo ebenfalls anfängliche Anstrengungen notwendig sind, um positive Effekte zu erzielen. Ein wichtiger Aspekt ist die Unterstützung der Landwirte durch angepasste und effektive Pflanzenschutzstrategien sowie entsprechende Fördermaßnahmen.
Die Studie ist ein erster Schritt in Richtung eines besseren Verständnisses der Auswirkungen nachhaltiger Praktiken auf die Landwirtschaft. Um die Prognosen zu validieren, sind jedoch weitere lokale Studien erforderlich, die die Implementierung nachhaltiger Pflanzenschutzmethoden und deren Effekte systematisch erforschen. Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen, die an der Studie beteiligt waren, ist ein positives Zeichen für die zukünftige Forschung in diesem Bereich. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, eine nachhaltigere Landwirtschaft zu fördern, die sowohl ökonomisch tragfähig als auch umweltfreundlich ist.
