Agroforstwirtschaft: Bäume als Schlüssel zur Stabilisierung landwirtschaftlicher Erträge**

Agroforstwirtschaft: Bäume als Schlüssel zur Stabilisierung landwirtschaftlicher Erträge**

Die Agroforstwirtschaft, eine traditionelle Anbaumethode, erlebt in der heutigen Zeit ein bemerkenswertes Comeback. Diese Praxis, die Bäume und Sträucher mit Ackerbau und Viehzucht kombiniert, hat nicht nur das Potenzial, die Biodiversität zu fördern, sondern bietet auch eine vielversprechende Lösung zur Stabilisierung landwirtschaftlicher Erträge in Zeiten des Klimawandels. Insbesondere in den Tropen und Subtropen hat sich diese Methode bereits als effektiv erwiesen. Eine aktuelle Langzeitstudie der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt jedoch, dass Agroforstsysteme auch in gemäßigten Klimazonen wertvolle Erträge liefern können, selbst bei schwankender Wasserverfügbarkeit.

Die Ergebnisse dieser Forschung sind besonders relevant, da sie auf einer der ältesten Agroforst-Versuchsflächen Deutschlands basieren, die am Ihinger Hof in Renningen angelegt wurde. Diese Versuchsfläche, die auf die Pionierarbeit von Prof. Dr. Wilhelm Claupein zurückgeht, wurde über viele Jahre hinweg gepflegt und ist nun eine wertvolle Datenquelle für die Wissenschaft. Die Studie hat gezeigt, dass das richtige Zusammenspiel von Baumarten, Abständen der Baumreihen, Bodenbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen entscheidend für die Erträge ist.

Ein Beispiel für die praktischen Vorteile der Agroforstwirtschaft wurde von einer Gruppe Studierender der Universität Hohenheim während eines Besuchs auf der Versuchsstation deutlich. Inmitten eines glühend heißen Weizenfeldes bot ein Streifen aus Bäumen und Sträuchern eine willkommene Kühle. Olef Koch, ein Mitarbeiter der Koordinationsstelle Agroforstsystem-Forschung, erklärte, dass Bäume und Sträucher das Mikroklima erheblich regulieren können, indem sie Temperaturextreme, Windgeschwindigkeiten und Verdunstung reduzieren. Diese Effekte sind besonders wichtig, da Dürreperioden und andere klimatische Veränderungen die Landwirtschaft vor große Herausforderungen stellen.

Agroforstsysteme, die in gemäßigten Breiten implementiert werden, haben den Vorteil, dass sie mechanisierte Bewirtschaftung ermöglichen. Die weit auseinanderstehenden Baumstreifen bieten Platz für den Anbau von Nutzpflanzen und verbessern die Wasser- und Nährstoffeffizienz. Gleichzeitig sind sie jedoch auch mit Herausforderungen konfrontiert, da die Konkurrenz zwischen Bäumen und Kulturpflanzen um Licht, Wasser und Nährstoffe zu Ertragseinbußen führen kann. Dies ist insbesondere in Regionen mit viel Sonnenschein problematisch, da viele Kulturpflanzen auf diese Bedingungen angewiesen sind.

Die Untersuchung der Universität Hohenheim hat die Erträge von fünf verschiedenen Winterkulturen in den Jahren 2012 bis 2023 analysiert. Dabei wurden die Pflanzen zwischen verschiedenen Baumarten angebaut, einschließlich heimischer Hecken, Walnussbäume und Weidenplantagen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Erträge am höchsten waren, wenn die Pflanzen in einem Abstand von 12 bis 18 Metern von den Baumreihen standen. In der Mitte der Baumalleen kam es hingegen zu signifikanten Rückgängen.

Besonders auffällig war der Einfluss der Weiden, die in unmittelbarer Nähe zu den Kulturpflanzen erhebliche Ertragseinbußen verursachten. Dies könnte auf den intensiven Wettbewerb um Licht und Nährstoffe zurückzuführen sein. Im Gegensatz dazu zeigten Hecken eine mikroklimatische Schutzwirkung, die den angrenzenden Pflanzen zugutekam.

Ein weiterer bemerkenswerter Befund der Studie war, dass die Baumreihen selbst in Trockenperioden stabilisierende Effekte auf die Erträge hatten. Auf der windabgewandten Seite der Bäume blieb die Ertragsleistung auch bei Wassermangel konstant, da die Gehölze als natürliche Barrieren fungieren, die das Mikroklima begünstigen.

Zusammenfassend ist die Agroforstwirtschaft ein vielversprechendes Konzept, das nicht nur zur Stabilisierung landwirtschaftlicher Erträge beiträgt, sondern auch die Biodiversität fördert und den Herausforderungen des Klimawandels begegnet. Die gewonnenen Erkenntnisse der Universität Hohenheim haben das Potenzial, die zukünftige Landwirtschaft in gemäßigten Zonen nachhaltig zu transformieren und ein Bewusstsein für die Vorteile dieser alten, aber innovativen Anbaumethode zu schaffen.