
Ein Forschungsteam der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat im Rahmen des europäischen Projekts TREEADS wichtige neue Daten zur Ausbreitung von Waldbränden im Boden erarbeitet. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant für Regionen wie Sachsen-Anhalt und Brandenburg, wo Kiefernwälder auf sandigen Böden vorherrschen. Diese Wälder sind besonders anfällig für Brände, vor allem in Zeiten längerer Trockenheit und hoher Temperaturen, die die Entzündung von Streuauflagen und der obersten Bodenschichten begünstigen.
Ein zentrales Problem sind die oft unbemerkten Bodenbrände, die über Tage hinweg im Verborgenen schwelen können. Diese Brände bergen nicht nur die Gefahr einer Wiederentzündung, sondern setzen auch gesundheitsschädliche Rauchgase frei. Die Forschungsergebnisse, die unter der Leitung von Dr.-Ing. Andrea Klippel vom Institut für Apparate- und Umwelttechnik gewonnen wurden, zeigen, wie sich Vegetationsbrände unter realistischen Bedingungen entwickeln.
Im Rahmen von drei großangelegten Brandversuchen in den Städten Calvörde, Welzow und Nauen sowie zahlreichen begleitenden Laboruntersuchungen wurde die Entwicklung von Vegetationsbränden unter kontrollierten Bedingungen analysiert. Dr. Klippel stellte fest, dass bereits intensive Sonneneinstrahlung und ein leichter Wind ausreichen können, um Schwelbrände in offene Flammen übergehen zu lassen. Besonders besorgniserregend ist die Freisetzung giftiger Rauchgase wie Kohlenstoffmonoxid, Cyanwasserstoff, Formaldehyd und Stickoxide, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Bevölkerung gefährden.
Die im Rahmen des TREEADS-Projekts gesammelten Daten sind entscheidend für die Entwicklung eines umfassenden Brandmanagementsystems, das präventive Maßnahmen sowie Strategien zur Bekämpfung und zum Wiederaufbau nach Bränden umfasst. Die Erkenntnisse über die Charakteristika von Schwel- und Flammenbränden bilden die Grundlage für numerische Simulationen der Brand- und Rauchgasdynamik. Die Forschungsergebnisse werden nicht nur nationalen Fachgremien zur Verfügung gestellt, sondern dienen auch als Basis für praxisnahe Schulungsmaßnahmen für Feuerwehren.
Die internationalen Präsentationen der Untersuchungsergebnisse haben bereits in verschiedenen europäischen Ländern sowie in Großbritannien, Kanada und den USA stattgefunden. Diese globale Zusammenarbeit unterstreicht die Relevanz der Forschung, die nicht nur lokal, sondern auch international von Bedeutung ist. Eine Fortführung der Untersuchungen ist bereits geplant, und die Auswertung sowie die Integration der gewonnenen Daten in zukünftige Forschungsprojekte sind in vollem Gange.
Das Projekt TREEADS ist ein europäisches Verbundprojekt, das 47 Partner aus 14 verschiedenen Ländern vereint. Ziel ist es, ein umfassendes System zur Prävention, Erkennung, Bekämpfung und Nachsorge von Vegetationsbränden zu entwickeln. Darüber hinaus soll ein effektiver Wiederaufbau nach Bränden sichergestellt werden. Dieses Vorhaben wird durch das EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 gefördert (Grant Agreement No. 101036926).
Die Forschungsergebnisse der Otto-von-Guericke-Universität sind nicht nur ein bedeutender Schritt in der Brandforschung, sondern tragen auch zur Verbesserung der Sicherheit von Menschen und Umwelt bei. Die Erkenntnisse des Teams rund um Dr. Klippel werden dazu beitragen, die Gefahren von Waldbränden besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu deren Prävention und Bekämpfung zu entwickeln. In Anbetracht der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Waldbränden in vielen Teilen der Welt ist diese Forschung von entscheidender Bedeutung, um die Auswirkungen solcher Naturereignisse zu minimieren und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.