
Eine aktuelle Studie zeigt, dass die tropischen Regionen, die für ihre hohen Niederschlagsmengen bekannt sind, möglicherweise mit einer drastischen Reduzierung ihrer jährlichen Regenfälle konfrontiert werden könnten. Dieser Wandel könnte durch Veränderungen in der globalen Meereszirkulation, insbesondere im Atlantik, verursacht werden, die durch den Klimawandel beschleunigt werden. Die Forschung, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, befasst sich mit den potenziellen Auswirkungen einer Verlangsamung der Atlantischen Meridionalen Umwälzströmung (AMOC) auf die Niederschlagsmuster in tropischen Gebieten.
Das Team von Wissenschaftlern, darunter Dr. Ute Merkel und Dr. Matthias Prange vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, hat festgestellt, dass eine nur moderate Verlangsamung der AMOC zu einem signifikanten Rückgang der Niederschläge führen könnte. Prof. Pedro DiNezio, der Hauptautor der Studie, erläutert, dass einige Teile des Amazonasgebiets mit einem Rückgang der Niederschlagsmenge um bis zu 40 Prozent rechnen müssen, was fatale Folgen für die dortigen Ökosysteme und die Lebensgrundlagen der ansässigen Bevölkerung haben könnte.
Die AMOC ist ein bedeutendes System von Meeresströmungen, das warmes, salziges Wasser von den Tropen in den Nordatlantik transportiert. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des globalen Klimas, indem sie Wärme zwischen den Hemisphären verteilt und den tropischen Regenbereich stabil hält. Bei steigenden Temperaturen durch Klimawandel und den damit verbundenen Schmelzprozessen des Polareises könnte das Oberflächenwasser der Ozeane weniger dicht werden, was die Zirkulation der AMOC beeinträchtigen könnte.
Obwohl es Anzeichen für eine mögliche Schwächung der AMOC gibt, ist die Wissenschaftlergemeinschaft sich über die genauen Auswirkungen und das Ausmaß der Veränderungen noch uneinig. DiNezio weist darauf hin, dass die Messungen der Ozeanströmungen erst seit relativ kurzer Zeit durchgeführt werden, was die Analyse langfristiger Trends erschwert. Vor einigen Jahren gab es Berichte über einen Rückgang der AMOC, gefolgt von einer Erholung, was Fragen zur Stabilität des Systems aufwirft.
Die Studie nutzt simulationsbasierte Klimamodelle, um zukünftige Niederschlagsmuster vorherzusagen. Merkel und Prange vom MARUM trugen mit ihren Daten und Modellen zur Analyse bei, die sowohl vergangene als auch zukünftige Klimazustände betrachtete. Diese Simulationen sind Teil der nationalen Klimamodellierungsinitiative PalMod, die vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert wird. Merkel hebt hervor, dass die Studie wichtige Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen hohen und niedrigen Breiten liefert und zeigt, wie sich das Klima in den kommenden Jahren verändern könnte.
DiNezio und sein Team haben auch historische Klimadaten aus einer Zeit vor etwa 17.000 Jahren ausgewertet, als die AMOC sich aufgrund natürlicher Ursachen verlangsamte. Die Ergebnisse zeigen, wie sich die Niederschlagsmuster in dieser Periode veränderten, was als Grundlage für die Vorhersagen über zukünftige Veränderungen dient. Ihre besten Modelle deuten darauf hin, dass die Auswirkungen auf den Niederschlag aufgrund der AMOC-Schwächung bis in die tropischen Regionen, einschließlich Mittelamerikas und Westafrikas, spürbar sein werden.
Die Studie warnt eindringlich davor, dass selbst kleine Veränderungen in der AMOC große Auswirkungen auf die Niederschlagsmuster in tropischen Regionen haben können, was potenziell katastrophale Folgen für empfindliche Ökosysteme und die wirtschaftliche Stabilität in diesen Gebieten mit sich bringt. Die Erkenntnisse aus dieser Forschung sind ein Weckruf für die globale Gemeinschaft, die Dringlichkeit des Klimawandels zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Bedrohungen für die bereits gefährdeten tropischen Regionen zu minimieren.