
Am 20. August wird weltweit der Weltmoskitotag gefeiert, der auf die Gefahren hinweist, die von Stechmücken ausgehen. Insbesondere in Zeiten des Klimawandels wird die Forschung zu diesen Insekten immer wichtiger. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg nutzt diesen Anlass, um auf die potenziellen Risiken aufmerksam zu machen, die von Stechmücken in Deutschland ausgehen könnten. Angesichts der globalen Erwärmung und der damit verbundenen Veränderungen in den Lebensbedingungen von Stechmücken ist es entscheidend, die Auswirkungen auf die Übertragung von Krankheitserregern zu verstehen.
Die sich verändernden klimatischen Bedingungen, wie steigende Temperaturen, mildere Winter und veränderte Niederschlagsmuster, schaffen ein Umfeld, das es Stechmücken ermöglicht, sich in Deutschland niederzulassen. Viele dieser Arten stammen ursprünglich aus wärmeren Regionen und bringen potenziell gefährliche Viren wie Dengue, Chikungunya und West-Nil-Viren mit sich. Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Abteilung für Arbovirologie und Entomologie am BNITM, erklärt: „Der Klimawandel verändert die Spielregeln. Neue Stechmückenarten breiten sich aus, was das Risiko erhöht, dass auch Erreger hier Fuß fassen.“
In den letzten Monaten wurden am BNITM mehrere bedeutende Studien durchgeführt, die auf die Auswirkungen des Klimawandels auf Stechmücken und die von ihnen übertragenen Krankheitserreger hinweisen. Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), eine invasive Art, hat sich in Süddeutschland etabliert, hauptsächlich durch den Reiseverkehr und die klimatischen Veränderungen. Dr. Anna Heitmann und ihr Team haben herausgefunden, dass das Chikungunya-Virus sogar bei niedrigeren Temperaturen in diesen Mücken überleben kann. Obwohl die Tigermücke bei kaltem Wetter nur begrenzte Flugaktivität zeigt, bleibt das Risiko, dass sie Infektionen übertragen kann, bestehen.
Ein weiteres Beispiel ist das Tahyna-Virus, das grippeähnliche Symptome verursachen kann und durch die Asiatische Tigermücke sowie die heimische Aedes rusticus übertragbar ist, besonders bei höheren Temperaturen. Darüber hinaus zeigen Forschungsergebnisse, dass die invasive Art Aedes japonicus in Deutschland auch Alphaviren wie das Westliche Pferdeenzephalitisvirus übertragen könnte. Diese Erkenntnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, die Verbreitung und das Übertragungsrisiko dieser Viren genau zu beobachten.
Ein innovativer Ansatz zur Überwachung der Stechmückenpopulationen ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Die Wissenschaftler am BNITM haben eine Flügelbild-Datenbank erstellt und neuronale Netze entwickelt, die in der Lage sind, verschiedene Stechmückenarten anhand ihrer Flügelstruktur automatisch zu identifizieren. Kristopher Nolte, Doktorand in der Gruppe Vektorkontrolle, betont: „KI ermöglicht es uns, Stechmücken schnell und zuverlässig zu identifizieren, auch in Gebieten, in denen Experten fehlen.“
Am 4. September 2025 wird das BNITM eine öffentliche Informationsveranstaltung veranstalten, um die Ergebnisse dieser Forschung zu präsentieren und den Austausch zwischen Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit zu fördern. Die Veranstaltung wird Einblicke in die Geschichte der Stechmückenforschung geben und aktuelle Projekte vorstellen. Dr. Renke Lühken wird die Entwicklung der Stechmückenforschung am Institut beleuchten, während Dr. Anna Heitmann von den Herausforderungen in ihrem Hochsicherheitslabor berichten wird. Die Veranstaltung ist kostenlos und richtet sich an alle Interessierten.
Der Weltmoskitotag erinnert nicht nur an die Gefahren, die von Stechmücken ausgehen, sondern auch an die historische Entdeckung von Sir Ronald Ross im Jahr 1897, als er nachwies, dass Malaria durch weibliche Anopheles-Mücken übertragen wird. Diese Erkenntnis hat die Forschung und Bekämpfung von Malaria revolutioniert und ist bis heute von zentraler Bedeutung für das Verständnis von durch Insekten übertragenen Epidemien.
In Anbetracht der sich verändernden klimatischen Bedingungen und der damit verbundenen Risiken ist es unerlässlich, die Forschung zu Stechmücken und den von ihnen übertragenen Krankheiten weiter voranzutreiben, um frühzeitig auf potenzielle Bedrohungen reagieren zu können.