Dominanz der Technischen Universitäten in Forschungsnetzwerken: Eine Analyse des Förderatlas**

Dominanz der Technischen Universitäten in Forschungsnetzwerken: Eine Analyse des Förderatlas**

Eine aktuelle Untersuchung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt, dass Technische Universitäten in Deutschland eine herausragende Rolle in den Forschungsnetzwerken einnehmen. Die Analyse basiert auf einer systematischen Auswertung des Förderkatalogs des Bundes, der seit 2015 über 26.000 Projekte erfasst hat. Besonders hervorzuheben sind die RWTH Aachen, die Technische Universität Dresden und die Technische Universität München, die sich als zentrale Akteure in der Vernetzung mit anderen Partnern positioniert haben.

Die Untersuchung des Projekts TDR4HAW identifiziert nicht nur die am besten vernetzten Hochschulen, sondern beleuchtet auch die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und externen Partnern. Es fällt auf, dass HAW einen signifikant höheren Anteil an Projekten aufweisen, die mit Akteuren außerhalb des Wissenschaftssystems durchgeführt werden. Dies deutet darauf hin, dass HAW über gute Voraussetzungen für eine intensivierte transdisziplinäre Forschung verfügen.

Technische Universitäten als zentrale Akteure

Die Analyse zeigt, dass die großen Technischen Universitäten in Deutschland, namentlich die RWTH Aachen, TU Dresden und TU München, als zentrale Knotenpunkte in den Forschungsnetzwerken agieren. Diese Institutionen sind nicht nur mit zahlreichen Partnern verbunden, sondern nehmen auch Schlüsselpositionen als Vermittler ein. Im Vergleich dazu sind die HAW zwar weniger stark in diese Netzwerke integriert, dennoch gibt es einige, die sich durch eine hohe Netzwerkaktivität auszeichnen, wie etwa die HAW Hamburg und die OTH Regensburg. Bemerkenswert ist, dass HAW hinsichtlich der Netzwerkbildung im Verhältnis zu ihrem wissenschaftlichen Personal auf einem ähnlichen Niveau wie die Universitäten liegen.

Isabel Roessler, Projektleiterin beim CHE, erläutert, dass die starke Position der Technischen Universitäten nicht überraschend sei. Besonders hervorzuheben sei jedoch die Tatsache, dass die Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb der Hochschulen mittlerweile zur Norm geworden ist. Betrachtet man die Anzahl der Kontakte im Verhältnis zum wissenschaftlichen Personal, würden viele kleinere Hochschulen in dieser Hinsicht ebenfalls gut abschneiden.

Transsektorale Projekte im Fokus

Ein auffälliges Ergebnis der Analyse ist, dass 68 Prozent aller Verbundprojekte transsektoral sind, was bedeutet, dass sie Partner außerhalb des Wissenschaftsbereichs einbeziehen. Bei HAW liegt dieser Anteil sogar bei 74 Prozent, was die enge Beziehung zu Praxispartnern und die Relevanz für transdisziplinäre Forschung unterstreicht. Im Vergleich dazu ist der Anteil an transsektoralen Projekten an Universitäten mit 67 Prozent etwas geringer.

Regionale Unterschiede zeigen sich ebenfalls in den Ergebnissen. Während große Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg absolute Zahlen dominieren, schneiden kleinere Bundesländer wie Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz relativ gut ab. In diesen Regionen beteiligen sich HAW überdurchschnittlich oft an transsektoralen Projekten, gelegentlich mit mehr als 100 Projekten pro 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Die Bedeutung von transdisziplinärer Forschung

Isabel Roessler hebt hervor, dass deutsche HAW prädestiniert für transdisziplinäre Forschung sind. Die Professorinnen und Professoren bringen nicht nur wissenschaftliche Expertise, sondern auch praktische Berufserfahrung mit, was ihnen einen entscheidenden Vorteil bei der Bearbeitung komplexer gesellschaftlicher Fragestellungen verleiht. Um das Potenzial dieser Hochschulen weiter auszuschöpfen, bedarf es jedoch forschungsfreundlicher Rahmenbedingungen. Dazu zählen unter anderem gezielte Förderungen für transsektorale Projekte sowie eine Entlastung im Lehrdeputat, um mehr Freiräume für Forschung zu schaffen.

Die Analyse „Wer forscht mit wem?“ wurde von Isabel Roessler, Cort-Denis Hachmeister und Saskia Ulrich vom CHE sowie weiteren Autoren durchgeführt. Die Ergebnisse dieser umfassenden Untersuchung wurden auch in einem interaktiven DatenCHECK auf dem Portal hochschuldaten.de veröffentlicht.

Insgesamt verdeutlicht die Analyse, dass Technische Universitäten in Deutschland eine Schlüsselrolle in der Forschungslandschaft spielen, während HAW durch ihre Nähe zu Praxispartnern und die hohe Anzahl an transsektoralen Projekten ebenfalls einen wertvollen Beitrag leisten können. Um die Potenziale von HAW für die transdisziplinäre Forschung weiter zu nutzen, sind jedoch gezielte Maßnahmen und Rahmenbedingungen notwendig.