Soziale Gerechtigkeit und ihr Einfluss auf den Flächenverbrauch**

Soziale Gerechtigkeit und ihr Einfluss auf den Flächenverbrauch**

Die Frage der sozialen Gerechtigkeit und deren Auswirkungen auf die Umwelt ist ein komplexes Thema, das in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung gerückt ist. Eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim, in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der ESSEC Business School, beleuchtet, wie eine Verringerung der Einkommensungleichheit zunächst zu einem Anstieg des Flächenverbrauchs führen kann. Laut der Untersuchung, die auf Daten von über 200.000 US-Haushalten basiert, steht der erhöhte Flächenbedarf in direktem Zusammenhang mit einem Anstieg des Fleischkonsums, was wiederum negative Auswirkungen auf die Biodiversität hat.

Die Studie zeigt, dass eine Umverteilung von Einkommen zu einer höheren Nachfrage nach Fleisch führt, was mehr Anbauflächen für Futtermittel und Weideflächen erforderlich macht. Professor Lutz Sager von der ESSEC Business School erklärt, dass der Fleischkonsum mit steigendem Einkommen nicht gleichmäßig ansteigt, was bedeutet, dass der durchschnittliche Landverbrauch pro Dollar ab einem bestimmten Einkommensniveau wieder sinkt. Dennoch könnte eine vollständige Einkommensgleichheit in den USA den Landverbrauch um schätzungsweise 3,2 Prozent erhöhen. Dies entspricht einer zusätzlichen Fläche von etwa 189.000 Quadratkilometern, was die Herausforderung verdeutlicht, Umwelt- und Verteilungsziele in Einklang zu bringen.

Ein zentraler Faktor, der diese Dynamik vorantreibt, ist der technologische Fortschritt in der Produktion und in Lieferketten. Von 1996 bis Anfang der 2010er Jahre führten Effizienzgewinne dazu, dass die Biodiversitätsfußabdrücke trotz steigenden Konsums geringer wurden. Wäre die Technologie jedoch auf dem Stand von 1996 geblieben, wäre der durchschnittliche Landverbrauch pro Haushalt von 4,8 auf 7,5 Hektar gestiegen – ein Anstieg von 65 Prozent. Dank technischer Innovationen fiel der tatsächliche durchschnittliche Flächenverbrauch bis 2022 auf 4,6 Hektar. Seit 2014 reicht dieser technologische Fortschritt jedoch nicht mehr aus, um den steigenden Konsum, insbesondere bei Fleisch und anderen tierischen Produkten, zu kompensieren.

Die Erkenntnisse dieser Studie sind nicht nur für die USA relevant, sondern gelten auch für Deutschland und andere europäische Industriestaaten. Dr. Jasper Meya vom iDiv betont, dass der Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und Einkommen in westlichen Industrieländern ähnlich ist. Die Auswirkungen des Konsums auf die Biodiversität zeigen sich in allen Ländern ähnlich, da vergleichbare Technologien und globale Wertschöpfungsketten zum Tragen kommen. Vorläufige Studien mit europäischen Haushaltsdaten bestätigen, dass auch hier ein ähnlicher struktureller Zusammenhang zwischen dem Biodiversitätsfußabdruck und dem Haushaltseinkommen besteht.

Die Grundlage der Studie bildet eine umfassende Analyse von Daten aus dem Consumer Expenditure Survey, der von 1996 bis 2022 detaillierte Informationen über Ausgaben und Einkommen von US-Haushalten erfasst hat. Diese Daten wurden mit globalen Biodiversitätsintensitäten für verschiedene Konsumgüter verknüpft, um die Auswirkungen des Konsums auf die Biodiversität über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren zu evaluieren. Der Landverbrauch, der mit der Produktion von Gütern einhergeht, ist einer der wesentlichen Treiber des Biodiversitätsverlustes und trägt maßgeblich zu dem Rückgang der globalen Artenvielfalt bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass soziale Gerechtigkeit und Umweltbewusstsein eng miteinander verknüpft sind. Die Studie verdeutlicht, dass Maßnahmen zur Reduzierung der Einkommensungleichheit auch neue Herausforderungen im Hinblick auf den Flächenverbrauch und die Biodiversität mit sich bringen können. Umwelt- und Verteilungsziele müssen daher strategisch abgestimmt werden, was möglicherweise zusätzliche Naturschutzmaßnahmen erfordert. Nur so kann ein Gleichgewicht zwischen sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit erreicht werden.