Rückgang der Laufkäfer in Deutschland: Alarmierende Entwicklungen und deren Bedeutung**

Rückgang der Laufkäfer in Deutschland: Alarmierende Entwicklungen und deren Bedeutung**

Eine umfassende Studie hat ergeben, dass in Deutschland über die Hälfte der Laufkäferarten einen Rückgang verzeichnen. Diese Analyse, die vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) durchgeführt wurde, umreißt die aktuelle Situation dieser wichtigen Insektengruppe und beleuchtet deren Rolle im Ökosystem. In der Untersuchung wurden mehr als 600.000 Datensätze von 549 verschiedenen Laufkäferarten, die über einen Zeitraum von 36 Jahren in Deutschland gesammelt wurden, ausgewertet. Die Resultate wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „Diversity and Distributions“ veröffentlicht und tragen zur Debatte über das sogenannte „Insektensterben“ bei.

Laufkäfer sind als Raubtiere und Samenfresser von großer Bedeutung für die Stabilität und Gesundheit von Ökosystemen. Sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für viele andere Tierarten. In deutschen Wäldern wird geschätzt, dass sich zwischen 20.000 und 70.000 Individuen pro Hektar aufhalten. Die Studie hat das Vorkommen von 549 Arten untersucht und dabei Trends für 383 Arten über den Zeitraum von 36 Jahren ermittelt. Die Ergebnisse zeigen, dass 52 Prozent der analysierten Arten Rückgänge in ihrem Vorkommen zu verzeichnen haben, während nur 22 Prozent einen Anstieg erleben konnten.

Besonders besorgniserregend ist, dass sowohl bedrohte als auch nicht bedrohte Arten in ähnlichem Maße abnehmen. Dr. Shawan Chowdhury, der die Studie leitete, betont die essenzielle Rolle der Laufkäfer in gesunden Ökosystemen. Sein Fazit ist alarmierend: „Der Rückgang ist ein ernstzunehmendes Warnsignal. Es ist dringend notwendig, dass wir eine systematischere Überwachung dieser Insektengruppe etablieren.“

Die Analyse hat auch spezifische Trends bei verschiedenen Arten aufgezeigt. Besonders stark betroffen sind Arten, die in Küstenregionen leben. Im Gegensatz dazu scheinen große Laufkäferarten, die in Wäldern leben, weniger stark betroffen zu sein. Dennoch zeigen selbst eng verwandte Arten unterschiedliche Entwicklungen: So hat der Große Striemenläufer (Molops elatus), der in Mitteleuropa verbreitet ist, erhebliche Rückgänge erlitten. Im Gegensatz dazu hat der Braunfüßige Striemenläufer (Molops piceus) eine Zunahme erlebt, obwohl beide Arten ähnliche Lebensbedingungen haben.

Ein weiteres Beispiel sind die Großlaufkäfer: Der Dunkelblaue Laufkäfer (Carabus intricatus) breitet sich aufgrund der Klimaerwärmung in höhere Lagen aus und zeigt einen Anstieg seines Vorkommens. Demgegenüber ist der Bergwald-Laufkäfer (Carabus sylvestris), der typischerweise in submontanen und montanen Regionen vorkommt, im Rückgang begriffen.

Die Synthese der Ergebnisse wäre ohne die Mitarbeit zahlreicher Bürgerwissenschaftler sowie Experten aus Naturkundevereinen, Nationalparks, Museen und Landesbehörden nicht möglich gewesen, wie die Senior-Autorin Prof. Aletta Bonn von iDiv, UFZ und der Friedrich-Schiller-Universität Jena hervorhebt. Sie betont die Notwendigkeit, mit Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzuarbeiten, um Veränderungen in der biologischen Vielfalt besser zu verstehen und letztlich gesunde Ökosysteme wiederherzustellen.

Die Forschung wurde unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und zeigt, wie wichtig es ist, die Entwicklungen in der Biodiversität kontinuierlich zu beobachten und zu dokumentieren. Wissenschaftler wie Dr. Shawan Chowdhury und Prof. Dr. Aletta Bonn stehen bereit, um die gewonnenen Erkenntnisse weiter zu vertiefen und Lösungen zu erarbeiten, die zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen können.

Insgesamt verdeutlicht die Studie den dringenden Handlungsbedarf, um den Rückgang der Laufkäfer und möglicherweise auch anderer Insektenarten zu stoppen. Es ist unerlässlich, dass Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam an der Überwachung und Erhaltung dieser wichtigen Tiergruppe arbeiten, um die Gesundheit unserer Ökosysteme zu sichern.