Fledermäuse in urbanen Gebieten: Das Vermeiden von Lichtquellen als Überlebensstrategie**

Fledermäuse in urbanen Gebieten: Das Vermeiden von Lichtquellen als Überlebensstrategie**

Fledermäuse sind faszinierende Tiere, die oft in der Nähe menschlicher Siedlungen Unterschlupf suchen. Zu den bekanntesten Arten gehört das Große Mausohr (Myotis myotis), die größte heimische Fledermausart. Diese Tiere nutzen historische Gebäude, wie zum Beispiel Dachstühle von Kirchen oder Schlössern, als Rückzugsorte während des Tages. In der Nacht begeben sie sich auf die Jagd nach Insekten in der Dunkelheit des umliegenden Gebiets. Diese täglichen Pendelbewegungen zwischen ihren Quartieren und Jagdgebieten stellen eine Herausforderung dar, insbesondere in urbanen Umgebungen, in denen Straßenlicht weit verbreitet ist.

Eine Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) hat gezeigt, dass Große Mausohren beim Pendeln durch Siedlungsgebiete gezielt dunkle, wenig beleuchtete Bereiche bevorzugen. Forscher um Dr. Daniel Lewanzik und Prof. Christian Voigt haben dazu GPS-Empfänger verwendet, um die Routen dieser Fledermäuse in drei Städten in Baden-Württemberg und Thüringen zu verfolgen. Die Auswertung der Daten ergab, dass die Fledermäuse keine zufälligen Wege wählten, sondern aktiv Straßenlaternen und andere Lichtquellen mieden.

Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass das Meidungsverhalten der Fledermäuse an allen drei untersuchten Standorten zu beobachten war. Zudem wurde festgestellt, dass die Landschaft und die vorhandene Vegetation das Flugverhalten der Tiere maßgeblich beeinflussen. Insbesondere flogen die Fledermäuse häufig entlang von Gewässern, die sie als natürliche, dunkle Korridore nutzen. Diese Gewässer bieten nicht nur einen Lebensraum für Insekten, sondern ermöglichen den Fledermäusen auch eine sichere Route, fernab von störenden Lichtquellen.

Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studie war die Präferenz der Fledermäuse für unversiegelte Flächen. In Gebieten mit hoher Versiegelung, also wo der Boden durch Straßen, Gebäude oder andere Strukturen versiegelt ist, wurden die Tiere deutlich seltener gesichtet. Dies hängt damit zusammen, dass enge Bebauungen und starke Lichtquellen den verfügbaren Raum für die Fledermäuse stark einschränken.

Die Forschung hat auch historische Aspekte beleuchtet. Fledermauskolonien zeigen eine bemerkenswerte Treue zu ihren Quartieren, die oft über Generationen hinweg genutzt werden. Diese Bindung an bestimmte Standorte hat tiefere Wurzeln in der Geschichte, da viele dieser Quartiere über Jahrhunderte hinweg bewohnt sind. Allerdings hat die zunehmende Urbanisierung und der damit verbundene Ausbau der Straßenbeleuchtung in den letzten hundert Jahren die Lebensbedingungen für diese Tiere erheblich verschlechtert.

Angesichts der fortschreitenden Urbanisierung und Lichtverschmutzung sind Fledermäuse in ihrem Lebensraum zunehmend bedroht. Wenn dunkle Korridore durch künstliches Licht aufgehellt werden, könnte dies dazu führen, dass die Fledermäuse ihre Quartiere aufgeben müssen. Dies stellt ein ernsthaftes Risiko dar, da es oft keine geeigneten Alternativen für die Tiere gibt.

Die Ergebnisse der Studie liefern wertvolle Erkenntnisse für die Stadt- und Regionalplanung. Es ist entscheidend, dass bei der Entwicklung urbaner Räume die Bedürfnisse nachtaktiver Tiere, wie der Fledermäuse, berücksichtigt werden. Der Erhalt und die Schaffung von dunklen Korridoren, die ungestörte Zugänge zwischen Lebensräumen bieten, sind unerlässlich. Zudem sollte der Einsatz von künstlichem Licht, besonders in Grünanlagen und Parks, auf das Notwendigste beschränkt werden. Solche Maßnahmen können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Urbanisierung auf die Biodiversität zu verringern und gleichzeitig die Lebensräume der Fledermäuse zu schützen.

Insgesamt zeigt die Forschung, dass das Verständnis der Lebensweise von Fledermäusen und ihrer Reaktion auf menschliche Eingriffe von großer Bedeutung ist. Nur durch gezielte Maßnahmen können wir sicherstellen, dass diese faszinierenden Tiere auch in Zukunft in unseren Städten leben können.