Eine kürzlich veröffentlichte Studie mit dem Titel „Exploring Culture(s) of Sustainability at Higher Education Institutions: A Systematic Review of Concepts and Pathways“ beleuchtet die bedeutende Rolle der Nachhaltigkeit an Hochschulen und deren tiefere Verankerung in der Organisationskultur. Das Projekt „Kultur der Nachhaltigkeit an Hochschulen“ (KuNaH), geleitet von Jorrit Holst von der Freien Universität Berlin und Hilke Fritz von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, hat die vorhandene wissenschaftliche Literatur systematisch untersucht. Die Ergebnisse dieser Analyse sind im International Journal of Sustainability in Higher Education veröffentlicht worden und bieten wertvolle Einblicke und Diskussionsgrundlagen für Bildungseinrichtungen sowie Entscheidungsträger in der Hochschulpolitik.
Der Hintergrund dieser Studie lässt sich bis zur Hochschulrektorenkonferenz im Jahr 2018 zurückverfolgen, als die Notwendigkeit einer „Kultur der Nachhaltigkeit“ an Hochschulen betont wurde. Dieses Thema hat in der akademischen Welt großen Anklang gefunden, da nachhaltige Praktiken zunehmend als entscheidend für die Zukunft der akademischen Gemeinschaft angesehen werden. Dennoch bleibt die Frage, wie tief Nachhaltigkeit in den Organisationskulturen der Hochschulen verankert ist, weitgehend unerforscht.
Die Forschungsarbeit zielt darauf ab, die Wechselwirkungen zwischen Nachhaltigkeit und der Organisationskultur in Hochschulen zu klären. Dazu haben die Forscher internationale Fachliteratur ausgewertet, um zu verstehen, wie diese beiden Elemente miteinander verbunden sind, wie sie gemessen werden können und welche Transformationsprozesse erforderlich sind, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Entwicklung eines Konzeptes für die „Kultur der Nachhaltigkeit.“ Dieses Konzept beschreibt, wie Nachhaltigkeit nicht nur in den physischen Strukturen von Hochschulen, wie Gebäuden und Lehrplänen, verankert ist, sondern auch in den grundlegenden Werten, Normen und Annahmen der Institutionen. Eine solche Kultur sollte das Ziel verfolgen, dass Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil des Hochschullebens betrachtet wird. Die Studie legt dar, dass eine erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien maßgeblich davon abhängt, wie fest diese Prinzipien in der Hochschulkultur verankert sind.
Darüber hinaus wird festgestellt, dass die Hochschulkultur stark von ihrem regionalen Umfeld und den politischen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Dies bringt die Notwendigkeit mit sich, Nachhaltigkeit nicht nur als isoliertes Thema zu betrachten, sondern im Kontext des gesamten Hochschulsystems zu verstehen. Der kulturelle Wandel in Hochschulen ist demnach ein fortlaufender Prozess, der von bestehenden Strukturen, Machtverhältnissen und Netzwerken geprägt ist.
Die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit erfordert die Berücksichtigung kritischer Faktoren wie Kommunikation, Partizipation und die Rolle von Führungskräften. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeitsinitiativen nicht nur als Pflicht angesehen werden, sondern als lebendige Praxis, die in den Alltag der Hochschulen integriert wird. Die Studie betont, dass erfolgreiche Transformationsprozesse strukturelle Veränderungen, umfassende Kommunikation und Fortbildungsmöglichkeiten benötigen, damit nachhaltige Praktiken zur Norm werden und nicht mehr hinterfragt werden müssen.
Zusätzlich hat das Forschungsprojekt „Hochschulen in Gesellschaft – Realexperimente transformativer Lern- und Forschungsprozesse für eine Kultur der Nachhaltigkeit an Hochschulen“ ein konsolidiertes Verständnis von „Kulturen der Nachhaltigkeit von Hochschulen“ auf Deutsch erarbeitet. Diese Initiative wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert und zielt darauf ab, eine breitere Basis für die Diskussion über nachhaltige Praktiken in der akademischen Welt zu schaffen.
Insgesamt bietet die vorliegende Studie wertvolle Perspektiven für Hochschulen, die ihren Ansatz zur Nachhaltigkeit überdenken und weiterentwickeln möchten. Die Erkenntnisse können als Leitfaden dienen, um die Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in die Hochschulkultur voranzutreiben und damit einen positiven Einfluss auf die gesamte akademische Gemeinschaft auszuüben.
