
In urbanen Gebieten, die durch eine hohe Bebauungsdichte gekennzeichnet sind, gewinnen innovative Lösungen zur Verbesserung des Stadtklimas zunehmend an Bedeutung. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Kieler Startup „Planterial“, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 125.000 Euro gefördert wird. Dieses Unternehmen hat sich der Entwicklung einer neuartigen Nährbodenplatte verschrieben, die aus nachwachsenden Rohstoffen von wiedervernässten Mooren besteht und somit gleich mehrere Vorteile für den Klimaschutz bietet.
Traditionelle Nährbodenplatten, die für die Begrünung von Dächern verwendet werden, bestehen oft aus mineralischen Rohstoffen, die begrenzt verfügbar sind. Die Gründer von Planterial, Hannes Stuhr, Mika Siponen und Claudius von Thaler, haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine nachhaltigere Alternative zu entwickeln, die nicht nur ökologisch vorteilhaft ist, sondern auch technisch und wirtschaftlich tragfähig. Ihre Innovation, das „Paluboard“, wird aus Paludi-Biomasse hergestellt – einer erneuerbaren Ressource, die gezielt auf wiedervernässten Moorflächen kultiviert wird und beispielsweise Schilf umfasst.
Die Wiedervernässung von Mooren ist nicht nur ein bedeutender Ansatz für den Klimaschutz, sondern trägt auch zur Erhöhung der Biodiversität und zur Regulierung des Wasserhaushalts bei. Laut DBU-Generalsekretär Alexander Bonde zeigt das Startup eindrucksvoll, wie ökologisch innovative Baustoffe auf Basis von wiedervernässten Mooren entwickelt werden können. Diese Maßnahme ist besonders wichtig, da Moore nur drei Prozent der globalen Landfläche ausmachen, aber 30 Prozent des weltweit gespeicherten Kohlenstoffs enthalten. Die Entwässerung dieser Ökosysteme führt zur Freisetzung schädlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan. In Deutschland sind entwässerte Moore für etwa sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich, was die Dringlichkeit ihrer Wiedervernässung verdeutlicht.
Das Paluboard hat bei der Begrünung von Dächern nicht nur eine positive Umweltbilanz, sondern hilft auch, die Herausforderungen des sogenannten Schwammstadt-Prinzips zu bewältigen. Dieses Konzept zielt darauf ab, Regenwasser effektiv zu speichern und bei Bedarf wieder freizugeben, um Überflutungen und andere klimatische Risiken zu minimieren. Mit einer Speicherkapazität von 20 bis 26 Litern Wasser pro Quadratmeter trägt das Paluboard dazu bei, Regenwasser lokal zurückzuhalten und gleichzeitig die Verdunstungskühlung zu fördern. Dies verbessert nicht nur das Mikroklima, sondern unterstützt auch die Biodiversität in städtischen Gebieten.
Ein weiterer Vorteil des Paluboards ist sein vergleichsweise geringes Gewicht von nur sechs Kilogramm pro Quadratmeter im trockenen Zustand. Dies macht es zu einer praktikablen Lösung für Gebäude, deren Statik schwerere Nährbodenplatten nicht zulässt. Die Gründer von Planterial verfolgen das Ziel, eine ökologisch herausragende und leicht zu verlegende Dachbegrünung anzubieten, die es einer Vielzahl von Gebäuden ermöglicht, von den Vorteilen der Begrünung zu profitieren.
Die DBU fördert mit ihrem Programm „Green Startup“ junge Unternehmer, die innovative und ökologisch nachhaltige Lösungen entwickeln. Planterial ist ein Beispiel für einen solchen Ansatz, der nicht nur das Stadtklima verbessert, sondern auch zur Wiedervernässung von Mooren beiträgt. Durch die Nutzung von Paludi-Kulturen aus Wiedervernässungsprogrammen, wie beispielsweise der Klimafarm Schleswig-Holstein, wird ein zukunftsfähiger, umweltfreundlicher Baustoff hergestellt, der die Herausforderungen des Klimawandels aktiv angeht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination von Moorschutz und Dachbegrünung einen vielversprechenden Weg zur Verbesserung des Stadtklimas darstellt. Innovative Ansätze wie die von Planterial zeigen, wie durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile erzielt werden können.